Bochum. 2500 Mitarbeiter von Opel in Bochum haben sich am Samstagvormittag im Ruhrcongress versammelt - die erhoffte Klarheit über die Zukunft des Werks brachte die Betriebsversammlung jedoch nicht. NRW-Arbeitsminister Guntram Schneider stärkte den Opelanern demonstrativ den Rücken. Betriebsrat Rainer Einenkel forderte vom GM “Ruhe im Betrieb“.
Es ist ein Treffen in Zeiten tiefer Verunsicherung für die Bochumer Opel-Mitarbeiter. Aber es ist nicht das erste. Für die Belegschaft des Opel-Werks im Ruhrgebiet geht es am Samstag im Ruhrcongress um nichts weniger als ihre Zukunft: Sie sollen über die Lage beim angeschlagenen Autohersteller informiert werden und vor allem über die drohende Schließung ihrer Fabrik. Von Anspannung ist draußen trotzdem wenig zu spüren. Zu kampferprobt sind sie hier.
"Es war eine ganz unaufgeregte Stimmung. Es gab keine Kampfeslust oder Streikbereitschaft", sagt der Bochumer Opel-Betriebsrat Carsten Adametz hinterher. Je länger die Versammlung dauerte, desto ruhiger sei die Stimmung geworden.
Transparente künden von Hoffnung - "Zukunft für alle bei Opel Bochum"
Die nun schon jahrelange Diskussion über die Zukunft ihres Werks hat die Bochumer Opelaner anscheinend abgestumpft. Vor der Versammlungshalle zeigen nur die Transparente den Ernst der Lage: "45.000 Jobs in NRW - Wir bleiben Opel Bochum" und "Zukunft für alle bei Opel Bochum" ist auf ihnen zu lesen.
In den vergangenen Tagen war die Diskussion um Opels Zukunft in Bochum neu entflammt. Wegen anhaltender Absatzprobleme erwägt die amerikanische Opel-Mutter General Motors (GM) einmal mehr einen rigiden Sparkurs, der auch die Schließung von zwei Werken umfasst. Als Kandidaten gelten Bochum und das Werk der britischen Schwestermarke Vauxhall in Ellesmere Port, südlich von Liverpool. In beiden Fällen würde es vom Strukturwandel schwer gebeutelte Regionen treffen.
Zwar hat Opel-Chef Karl-Friedrich Stracke versichert, dass Opel zu seinem Wort - und den Verträgen - steht und bis Ende 2014 alle europäischen Standorte erhält. Was danach kommt, weiß aber niemand.
Betriebsratschef Einenkel kündigt Widerstand an
Sicherheitshalber droht der Bochumer Betriebsratschef Rainer Einenkel deshalb noch einmal mit einem harten Kampf, sollte GM hier wirklich dichtmachen wollen. "Wir werden Opel-Personalvorstand Holger Kimmes heute zeigen, dass wir nicht bereit sind, das Werk in Bochum aufzugeben und dass die Schließung von Bochum, wenn Opel sie wirklich vorhat, die teuerste Werksschließung aller Zeiten wird", sagt Einenkel. Eine Entscheidung zur Zukunft des Standorts und seiner rund 5.000 Mitarbeiter wird nicht verkündet.
Schließt Bochum, dann ist ganz Opel am Ende, ist sich Einenkel sicher. "Das würde die Marke nicht überleben." Deshalb fordert er von der Konzernleitung, die europäischen Werke besser auszulasten, anstatt die Kapazitäten in Niedriglohn-Ländern auszubauen. Außerdem solle das SUV-Modell Antara in Bochum produziert werden. Und: Einenkel wünscht sich ein Ende der Gerüchte. "Wir brauchen jetzt Ruhe im Betrieb", sagte er.
Guntram Schneider versichert den Opelanern die Solidarität der Landesregierung
Auch NRW-Arbeitsminister Guntram Schneider kommt zu der Versammlung, es ist Wahlkampf im Land. Viel Hoffnung kann aber auch der SPD-Politiker den Opel-Mitarbeitern nicht machen. Die Landesregierung sei in Kontakt mit der Unternehmensspitze, in ihren Möglichkeiten aber "limitiert", sagt er. Dann versichert Schneider den Opelanern die Solidarität der Regierung und fordert den Konzern auf, die jahrelange Unsicherheit der Mitarbeiter endlich zu beenden. Das Verhalten des GM-Konzern bezeichnete Schneider als "Wahnsinnspolitik": "Wer solche Politik macht, gehört selbst auf eine Kündigungsliste."
Noch sind sie weit von einer Verzweiflung wie im Herbst 2004 entfernt. Damals streikten sie im Oktober mehre Tage lang wild gegen Tausende geplante Entlassungen. Am Samstag sagt Einenkel dagegen nur, er setze auf den Verhandlungsweg. "Wir stehen in Verhandlungen mit der Konzernleitung und wollen ein gutes Ergebnis für Opel und die Mitarbeiter erreichen." Dabei will der Bochumer Betriebsrat aber keineswegs nur seinen Job erhalten. Gemeinsam mit den Betriebsräten der anderen europäischen Werke habe man sich verständigt, dass man sich nicht gegeneinander ausspielen lasse. Für Einenkel steht fest: Kein Werk ist zurzeit sicher. Und: "Wir wollen, dass kein Werk geschlossen wird." (mike/mit dapd)