Frankfurt/Essen. . Die Gewerkschaft IG Metall veröffentlicht ein Schwarzbuch der Leiharbeit. Das geschieht mitten in den Tarifverhandlungen. Viele Unternehmen beschäftigen eine große Zahl an Leiharbeitern, die zum Teil nur die Hälfte des Lohnes ihrer fest angestallten Kollegen verdienen.
Sie nennen sich selbst „Leih-Gurke“ oder „ein Stück Fleisch“. Es sind Menschen, die von ihrer Arbeit erzählen, ihrer Bezahlung und von ihren Gefühlen. Zum Beispiel, wie es so ist, wenn man als Leiharbeiter in seinen alten Betrieb zurückkehrt, das gleiche macht wie früher, aber nur gut die Hälfte verdient. Etliche dieser Beispiele hat die IG Metall in ihrem „Schwarzbuch Leiharbeit“ gesammelt.
Es erscheint nicht zufällig mitten in den Verhandlungen mit den Leiharbeits-Arbeitgebern. Die IG Metall will Branchenzuschläge aushandeln, mit denen die Lohnlücke zwischen Stammbelegschaft und Leiharbeitern so weit wie möglich geschlossen werden soll. Bisher verlaufen die Gespräche zäh, also lässt die Gewerkschaft ihre Muskeln spielen und wirft die Kampagnen-Maschine in Gang. „Jede einzelne Geschichte erzählt von den Folgen, wenn Arbeit zur Ramschware verkommt“, sagte Detlef Wetzel, Vizechef der IG Metall, bei der Vorstellung des Schwarzbuchs.
Autoindustrie beschäftigt 30 Prozent Leiharbeiter
Die Antwort ließ nicht lange auf sich warten. Horst-Werner Maier-Hunke, Chef der Metall-Arbeitgeber in NRW, warnte davor, bei der Zeitarbeit zu überziehen. Die Gewerkschaft müsse wissen, dass mehr Lohn für die Zeitarbeiter auch die Kosten in der Metall- und Elektroindustrie hoch treibe. Das sei nicht gut für den Wirtschaftsstandort. Zudem zitiert er eine Studie des Essener Wirtschaftsinstituts RWI, nach der Leiharbeiter keine Stammkräfte verdrängten.
Genau dafür nennt die IG Metall jedoch Beispiele. In Baden-Württemberg hat sie gar die Unternehmen mit den höchsten Leiharbeitsquoten auf einer Liste an den Pranger gestellt. Angeführt wird sie von einer Daimler-Tochter: Beim Mannheimer Autozulieferer Stelo Tec sind laut IG Metall zwei von drei Beschäftigten Leiharbeiter. Die Autoindustrie beschäftige schon in ihren eigenen Werken bis zu 30 Prozent Leiharbeiter, bei den Zulieferern auch mehr.
Für NRW gibt es noch keine solche Liste. Aber die IG Metall nimmt einige Betriebe aufs Korn und organisiert dieser Tage Protestaktionen vor Betrieben mit besonders hohen Leiharbeitsquoten, etwa vor der Bochumer Eisenhütte, Ford-Zulieferern in Köln oder bei Benteler Automobilmechanik in Warburg.