Lünen. . In den anstehenden Tarifverhandlungen für die Metall- und Elektrobranche geht es ums Geld, das ist klar. Auch für die rund 2000 Lüner Beschäftigten. Aber nicht nur.

In den anstehenden Tarifverhandlungen für die Metall- und Elektrobranche geht es ums Geld, das ist klar. Auch für die rund 2000 Lüner Beschäftigten. Aber nicht nur. Neben besseren Perspektiven für Auszubildende steht auch das Thema Leiharbeit auf der Forderungsliste der IG-Metall. Denn dass diese zu Recht immer wieder als „moderne Sklaverei“ bezeichnet wird, können Betriebsräte von Lüner Firmen aus der Metall- und Elektroindustrie nur bestätigen.

Geld für eine Busfahrt nach Lünen fehlte

„Wir hatten mal einen Leiharbeiter, der konnte sich noch nicht einmal das Busgeld von Lünen nach Brambauer leisten“, berichtet Martina Vogelgesang, Betriebsrätin bei Bucyrus (demnächst Caterpillar). Gegen die Grundidee, flexibel Mitarbeiter einsetzen zu können, um Auftragsspitzen abzudecken, hat sie nichts. Aber dagegen, dass solche Menschen mehr als ein Jahr im gleichen Betrieb arbeiten – mit deutlich schlechterer Bezahlung. Vogelgesang findet dafür deutliche Worte: „Das ist pervers“, sagt sie. Als Betriebsrätin sind ihr trotzdem die Hände gebunden, es fehlen die Mitbestimmungsrechte der Arbeitnehmervertretung – ein weiteres Thema in den anstehenden Verhandlungen. Dabei ist der Anteil der Leiharbeiter des Bergbaumaschinen-Herstellers relativ gering, berichtet Vogelgesang: Auf rund 1000 Beschäftigte am Lüner Standort kommen 59 Leiharbeiter.

Bei Langen und Sondermann setzt man dagegen wesentlich deutlicher auf die geliehene Arbeitskraft. 92 Festangestellte arbeiten in dem Nordlüner Federwerk, hinzu kommen 22 Leiharbeiter. Dass es dabei nicht bleiben wird, ist die große Sorge von Betriebsrat Uwe Krautwald: „Wir fürchten, dass wir am Ende noch 60 sind und der Rest mit Leiharbeitern abgedeckt wird“, berichtet er.

Und auch Krautwald kennt die Ängste und Sorgen dieser Mitarbeiter. Einer etwa, der dringend eine Nachtschicht machen wollte, bei der netto vielleicht 40 Euro rauskommen. „Damit er nicht zum Amt muss“, so Krautwald – um dort als so genannter „Aufstocker“ zusätzlich Geld zu erhalten, weil er nicht genug verdient. Es sei wichtig, da am Ball zu bleiben, das habe sich schon bei anderen Themen ausgezahlt. „Absolut fair“ habe sich die Geschäftsleitung etwa verhalten, als es um die Zukunft von drei befristet Beschäftigten ging. Auch ein Leiharbeiter, der über 55 Jahre alt war, sei fest eingestellt worden. Für Auszubildende im Betrieb will er sich außerdem einsetzen, Ausbildung findet in dem Federwerk so gut wie nicht statt.

Da hat der große Betrieb Caterpillar bessere Ergebnisse vorzuweisen, berichtet Martina Vogelgesang. Ganz frisch vereinbart sei im Rahmen der Zukunftsvereinbarung, dass jährlich 25 Azubis eingestellt und mindestens die Hälfte später in ein unbefristetes Verhältnis übernommen werden.

Krise war in Lünennicht zu spüren

Übernahmen und feste Verträge – was heute eher die Ausnahme ist, soll wieder die Regel werden. Ulrike Kletezka, 2. Bevollmächtigte der IG Metall Dortmund jedenfalls wird sich ab nächsten Mittwoch dafür einsetzten. Dann starten die Tarifverhandlungen, die auch rund 2000 Beschäftigte in sechs Lüner Betrieben betreffen. 6,5 Prozent mehr lautet die finanzielle Forderung.

„Die vergangenen Verhandlungen waren von der Krise gekennzeichnet“, sagt Kletezka. Jetzt wolle man die Arbeitgeber daran erinnern, dass in besseren Zeiten auch etwas mehr im Portmonee landen muss. Ginge es nach den beiden Betriebsräten, könnte die Forderung auch gerne höher sein. Denn von Krise sei bei Langen und Sondermann und Bucyrus in den vergangenen Jahren keine Spur gewesen. „Wir wollen jetzt einen ordentlichen Schluck aus der Pulle“, so Martina Vogelgesang.