Bochum. . Mit einer ungewöhnlichen Protestaktion machte die IG Metall am Dienstag auf die Situation der Leiharbeiter aufmerksam. Um Punkt 13.30 Uhr rollten wie bei einem Überfallkommando sechs sogenannte Plakatmobile vor das Werkstor an der Klosterstraße. Für gut eine halbe Stunde ging nichts mehr. Kein Lastzug kam rein und auch keiner mehr raus.
Um ihrem Ärger Luft zu machen, haben die Gewerkschafter sich für die Protestaktion, die auf die Situation der Leiharbeiter aufmerksam machen sollte, etwas besonderes einfallen lassen: Die Gewerkschafter um die Gewerkschaftssekretärin Petra Eberhardt und dem Betriebsratsvorsitzenden Benno Bargmann verteilten Flugblätter und „Fair-Pakete“ mit zuckersüßen Donuts an die Mitarbeiter, die bei strahlendem Sonnenschein die außerplanmäßige „Pause“ unter freiem Himmel ganz offensichtlich genossen. Dabei hatte die Aktion einen ernsten Hintergrund. In Bochumer Metallbetreiben allein sind mehr als 100 Mitarbeiter von Leiharbeitsunternehmen beschäftigt, davon bei der Bochumer Eisenhütte Heintzmann 20.
Im Gespräch mit der Geschäftsleitung
„Wir sind mit der Geschäftsleitung im Gespräch, bisher haben wir jedoch kein Ergebnis“, so Bergmann. Konkret bedeutet dies, dass ein Leiharbeiter bei Heintzmann, der in etwa die gleiche Arbeit leistet wie jemand aus der Stammbelegschaft, um rund ein Drittel weniger Geld am Monatsende in der Lohntüte hat. Und dabei arbeiten die Leute zum Teil seit vielen Jahren mit Unterbrechungen immer wieder am gleichen Arbeitsplatz. So etwa der Schweißer Murat Serim (42): „Ich finde das ein wenig ungerecht, obwohl sich viele schon damit abgefunden haben.“
Der Maschinist Erzoy Kaya gehört seit 25 Jahren zur Stammbelegschaft der Eisenhütte: „Die Löhne sollten zumindest ein wenig angeglichen werden“, findet er. Die Umstehenden stimmen ein, denn es gibt schlechte Stimmung im Betrieb, wenn es solche Differenzen gebe.
Schwerpunkt Thema Leiharbeit
In der aktuellen Tarifrunde hat die Gewerkschaft einen Schwerpunkt auf das Thema Leiharbeit – „Gleiche Arbeit, gleiches Geld“ – gesetzt. Benno Bargmann möchte bei Heintzmann künftig die Leiharbeit im Unternehmen nicht völlig ausschließen, dies gelte etwa bei besonderen Auftragsspitzen: „Aber fair muss es zugehen. Das haben diejenigen, die als Leiharbeiter besondere Risiken tragen, auch verdient.“ Er räumt ein, dass in der Vergangenheit immer wieder Leiharbeiter in die Stammbelegschaft übernommen worden seien. Von der Firmenleitung mochte sich am Dienstag niemand zu der Protestaktion äußern.