Essen. . Die Wirtschaftsförderer im Revier schlagen Alarm: Viele ausgewiesene Flächen sind nicht erschlossen oder bergen teure Altlasten. Der Landkreistag befürchtet, dass die Landesregierung einen deutlichen niedrigen Bedarf an Wirtschaftsflächen sieht.
Schon im Dezember schlugen die Wirtschaftsförderer Alarm, dass dem Ruhrgebiet die rasch verfügbaren Gewerbeflächen ausgehen. Doch weder von der scheidenden Landesregierung noch vom Regionalverband Ruhrgebiet (RVR) erhalten sie Rückendeckung für ihre Forderung, mehr Flächen für Firmen-Ansiedlungen zu erschließen.
Die Wirtschaftsförderung Metropole Ruhr GmbH hat die Zahlen für alle 53 Revier-Städte zusammengetragen: 2709 Hektar stehen theoretisch für Gewerbeansiedlungen zur Verfügung. Aber nur 1353 Hektar sind sofort nutzbar, weil sie erschlossen sind und keine teure Altlasten zu entsorgen sind.
Änderung des Landesentwicklungsplans lässt auf sich warten
Auch der RVR legte mit seinem Flächeninformationssystem (Ruhr-Fis) eine Bestandsaufnahme vor. Er kommt auf eine ähnliche Zahl. Allerdings fehlt die Differenzierung, wann die Flächen verfügbar sind. In Wirtschaftsförderungs-Kreisen herrscht nun die Sorge, dass sich Stadträte bei ihrer Flächenpolitik allein auf Ruhr-Fis verlassen und keinen Bedarf sehen, zusätzliche Gewerbegebiete auszuweisen.
Dies wiegt umso stärker, als Umweltminister Johannes Remmel (Grüne) im Januar die Devise ausgab, den Flächenverbrauch in NRW zu stoppen. Die angekündigte Änderung des Landesentwicklungsplans dürfte wegen der Auflösung des Landtags aber auf sich warten. Das hat Folgen für den RVR-Regionalplan. Er stellt geeignete Standorte dar, an denen die Kommunen neue Wohngebiete und Gewerbegebiete realisieren können.
„Wenn wir nicht alle an einem Strang ziehen, haben wir ein Standortproblem“
„Wir warten aber händeringend auf die Berechnungsinstrumente des Landes“, sagt RVR-Planungsdezernent Martin Tönnes. Er versteht die Wirtschaftsförderer. Tönnes: „Wir können nicht zusehen, wie Gewerbeflächen brach liegen. Wir brauchen eine bessere regionale Zusammenarbeit.“ Dem pflichtet Thomas Westphal, Chefwirtschaftsförderer der Metropole Ruhr, bei: „Wenn jetzt nicht alle an einem Strang ziehen und zwar in die gleiche Richtung, haben wir ein ernstes Standortproblem.“
Auch der Landkreistag NRW sorgt sich: Ein Gutachten der Landesregierung komme zum Schluss, dass in fast allen Kreisen und kreisfreien Städten ein deutlich niedriger Bedarf an Wirtschaftsflächen gesehen werde, heißt es. „Die Kommunen müssen aber auch in Zukunft Gewerbeflächen ausweisen können, wenn vor Ort eine Nachfrage besteht“, sagte Landrat Thomas Gemke vom Märkischen Kreis.