Potsdam. Verdi-Chef Bsirske und Bundesinnenminister Friedrich zeigen sich zuversichtlich, dass in der entscheidenden Tarifrunde eine Einigung erzielt werden kann. Bsirske erwartet allerdings ein höheres Angebot. Sollten die Gespräche scheitern, droht Verdi mit unbefristeten Streiks.
Vor der entscheidenden dritten Runde im Tarifkonflikt des öffentlichen Dienstes haben Arbeitnehmer und Arbeitgeber Kompromissbereitschaft signalisiert. Verdi-Chef Frank Bsirske sagte im Deutschlandradio Kultur: "Für einen Kompromiss gibt es Spielraum, das ist völlig klar."
Bundesinnenminister Hans-Peter Friedrich (CSU) zeigte sich trotz der bislang weit auseinander klaffenden Positionen zuversichtlich, spätestens am Donnerstag eine Einigung erzielen zu können.
Bsirske erwartet höheres Angebot
Bsirske sagte, ein Kompromiss müsse sich allerdings auf einem anderen Niveau abspielen als das bisherige Angebot der Arbeitgeber von 3,3 Prozent mehr Gehalt bei einer Laufzeit von zwei Jahren. Jahresbezogen bedeute dieses Arbeitgeberangebot einen Lohnzuwachs von 1,77 Prozent, was wegen der Inflation "programmierter Reallohnverlust" sei.
Deshalb gebe es in der bevorstehenden Runde "jede Menge Luft nach oben", so der Verdi-Chef. Die bisherige Arbeitnehmerforderung liegt bei 6,5 Prozent mehr Lohn.
Friedrich will Streiks vermeiden
Friedrich sagte dem Nachrichtensender N24: "Natürlich wird man sich da noch ein bisschen bewegen müssen auf beiden Seiten, keine Frage". Er sei aber zuversichtlich, dass Streiks vermieden werden könnten. Im ARD-"Morgenmagazin" nannte Friedrich als mögliche Richtschnur die Tarifabschlüsse bei den Ländern und bei den Ärzten. Dort wurden Tariferhöhungen mit einer Zwei vor dem Komma abgeschlossen. "Das ist also, glaube ich, in etwa die Größenordnung, bei der man am Ende landen muss", sagte Friedrich. Falls Verdi das nicht einsehe, werde es aber sicherlich eine Konfrontation geben.
Vor den zweitägigen Verhandlungen, die am Mittwochnachmittag in Potsdam beginnen, hatten die Gewerkschaften den Druck auf die Arbeitgeber mit bundesweiten Warnstreiks erhöht, an denen sich laut Verdi insgesamt 215.000 Beschäftigte beteiligten.
Bsirske hatte wiederholt mit einem unbefristeten Streik im öffentlichen Dienst gedroht, sollten die Gespräche scheitern. Friedrich sagte, die Verhandlungen müssten ein Ergebnis bringen, um Erzwingungsstreiks zu vermeiden. "Natürlich muss die Gewerkschaft immer mit Streiks als grundsätzlichem Mittel drohen, sonst können sie ja gleich aufhören", sagte der Innenminister. (afp, dapd)