Kassel. . Für Schlecker beginnen entscheidende Wochen. Auf der einen Seite sucht der Insolvenzverwalter nach einem Käufer für die insolvente Drogeriemarkt-Kette. Andererseits wird derzeit über die Zukunft tausender Schlecker-Mitarbeiter verhandelt.
Schlecker-Insolvenzverwalter Arndt Geiwitz will zudem bis Pfingsten einen Investor für die Drogeriekette finden. „Läuft alles nach Plan, können wir bis Pfingsten mit dem Investorenprozess durch sein“, sagte Geiwitz der „Wirtschaftswoche“ laut Vorabbericht. Rund zwei Dutzend potenzielle Investoren hätten Interesse signalisiert. Ziel sei, für Schlecker und die Schwesterkette Ihr Platz möglichst einen gemeinsamen Investor zu finden.
Unterdessen steht die Zukunft Tausender Mitarbeiter der Drogeriekette bei Verhandlungen zwischen Insolvenzverwalter, Betriebsrat und der Gewerkschaft Verdi auf dem Spiel. Wie Sprecherinnen von Verdi und des Insolvenzverwalters sagten, begannen am Samstagmorgen in einem Kasseler Hotel parallele Gespräche über die Auswahl der zu kündigenden Schlecker-Mitarbeiter, über die Tarifbedingungen bei der Drogeriekette und über die Übernahme von Mitarbeiterinnen in Auffanggesellschaften.
Arbeit an Sozialauswahl
Schlecker-Betriebsräte und Mitarbeiter des Insolvenzverwalters arbeiteten an Listen zu entlassender Mitarbeiter. „Wir treffen eine Sozialauswahl, noch ist alles im Fluss“, sagte eine Sprecherin des Insolvenzverwalters. Wegen der Schließung von gut 2.000 Filialen sollen 10.000 Mitarbeiter Ende März ihre Jobs verlieren. Weitere 1.700 Kündigungen sind im April geplant, wenn Läger der Kette schließen.
Bei der Sozialauswahl sind nach Angaben von Verdi Lebensalter, Dauer der Betriebszugehörigkeit und Unterhaltsverpflichtungen der Mitarbeiter zu berücksichtigen. Dem Insolvenzverwalter sei keine abschließende Sozialauswahl gelungen. Personallisten seien schlampig oder gar nicht geführt worden, sagte Verdi-Sprecherin Christiane Scheller. Auch die Sprecherin des Insolvenzverwalters sagte, deswegen werde nun der Betriebsrat an der Auswahl beteiligt.
Ein Verdi-Vertreter bemängelte: „Den Aufstellungen der Schlecker-Personalführung, den Informationen und Zahlen fehlt jede Substanz.“ Er glaube nicht, dass die Kündigungsliste übers Wochenende erarbeitet werden könne. Die betroffenen Filialen sollen am 24. März schließen.
Insolvenzverwalter will Sanierungsbeitrag der Beschäftigten
In parallelen Gesprächen, die die Verdi-Tarifkommission mit der Insolvenzverwaltung führte, ging es „um die Anerkennung bisheriger Lohnvereinbarungen, Betriebsratsfragen und die Sicherheit der Frauen“, wie Scheller sagte. Zu viele Mitarbeiterinnen in Filialen seien bislang Opfer von Überfällen geworden. Eine Sprecherin der Insolvenzverwaltung sagte, Thema sei zudem ein „Sanierungsbeitrag“ der verbleibenden Beschäftigten, etwa ein Verzicht auf Sonderzahlungen wie Weihnachts- oder Urlaubsgeld.
Zudem trafen in Kassel Vertreter der Bundesagentur für Arbeit (BA), der Insolvenzverwaltung und von 40 Transferunternehmen zusammen. Dabei ging es um die Übernahme gekündigter Mitarbeiter für ein Jahr in Auffanggesellschaften. Dies soll Gekündigten einen für ein Jahr abgesicherten Neustart ermöglichen. Das Transfer-Kurzarbeitergeld und die Kosten für Qualifizierungsmaßnahmen übernimmt die BA. Bund und Länder wollen am Montag entscheiden, ob sie Arbeitgeberanteile zur Sozialversicherung in Höhe von 75 Millionen Euro übernehmen. (dapd)