Washington/Detroit. Nach dem hohen Verlust von Opel verliert General Motors die Geduld: Das US-Management will jetzt schnell handeln, um das Tochterunternehmen wieder profitabel zu machen. Das Wort Werksschließungen mied sie. Aber Kurzarbeit schließt die GM-Spitze nicht aus.

Die Opel-Mutter General Motors (GM) will die hohen Verluste der deutschen Tochtermarke und der britischen Schwester Vauxhall von rund 750 Millionen Dollar im vergangenen Jahr “ziemlich aggressiv” und “zeitnah” mit Hilfe eines weiteren Rationalisierungspakets bekämpfen. Ein Instrument unter vielen könnte dabei Kurzarbeit sein.

Das erklärten der GM-Vorstandsvorsitzende Dan Akerson und sein Finanzvorstand Dan Ammann am Donnerstagmittag (Ortszeit) bei einer Telefonkonferenz mit Finanzinvestoren. Konkrete Aussagen zu etwaigen Werksschließungen in Bochum oder Rüsselsheim wurden nicht gemacht.

Akerson wie Ammann machten auf mehrere Nachfragen klar, dass der Verlust bei Opel trotz seit 2010 laufender Optimierungsprogramme, die das Minus um 1,2 Milliarden Dollar gesenkt hätten, “völlig inakzeptabel” sei. Der Restrukturierungsplan sei seinerzeit nicht weit genug gesteckt worden. Umsatz und Kosten müssten “schneller und entschlossener” in eine gesunde Balance gebracht werden.

Druck auf Gewerkschaften und Betriebsräte

Die GM-Spitze betonte, dass die Gründe für die Lage bei Opel/Vauxhall “nicht eindimensionaler Natur” seien. Darum erstreckten sich die bereits mit die hoher Intensität laufenden Strategie-Planungen auf die “ganze Bandbreite”; dazu gehöre auch die mögliche Einführung von Kurzarbeit, wie Dan Ammann sagte. Details und verlässliche Zeitpunkte wurden nicht genannt. Meldungen, wonach bereits im März mit einem Sanierungskonzept für Opel zu rechnen sein soll, wurden nicht bestätigt.

Dass harte Einschnitte gleichwohl sehr wahrscheinlich sind, entnehmen Analysten der Aussage Akersons, der kühl feststellte: “Wir müssen Kapazität mit Nachfrage in Einklang bringen in Europa. Und die Nachfrage sinkt.”

Auf die Frage von mehreren Banken-Vertretern, ob bei der nun anstehenden Sparwelle das 2009 mit Betriebsräten und Gewerkschaften in Deutschland vertraglich abgestimmte Vorgehen GM behindere, entgegnet der Vorstandschef: “Die Situation in Europa ist heute nicht viel anders, als sie vor drei Jahren in den USA war. Ich denke, dass jeder, der am Tisch sitzt, die Lage versteht. Wir müssen GM auch in Europa schnell langfristig profitabel machen”.

GM will dem Steuerzahler gefallen

Dank guter Geschäfte in den USA hat GM im abgelaufenen Jahr einen Gewinn von rund 7,6 Milliarden Dollar erzielt. Gelingen konnte dies nach übereinstimmder Meinung von Konzernspitze und Finanzwelt nur durch eine Spritze von über 50 Milliarden Dollar durch die US-Regierung auf dem Höhepunkt der Finanzkrise.

Da die Gesundung von General Motors voranschreitet und das US-Finanzministerium noch rund 30 Prozent des Stammkapitals hält, erwarten Investoren, dass die Obama-Regierung im Wahljahr weitere Effizienzbemühungen der Chef-Ebene in Detroit forcieren wird, um dem amerikanischen Steuerzahler zu gefallen. “Opel”, so ein Finanz-Analyst, “könnte der Leidtragende sein.”