Berlin. Schlecker hat seine Mitarbeiter nicht darüber informiert, dass das Unternehmen Insolvenz anmelden wird. Die rund 35.000 Mitarbeiter in Deutschland erfuhren davon aus den Medien. Auch Gewerkschaften und Betriebsräte waren nach eigenen Angaben nicht im Vorfeld unterrichtet worden.
Die Mitarbeiter der Drogeriekette Schlecker sind offenbar nicht über die Insolvenz des Unternehmens informiert worden. "Ich habe die Nachricht von der Insolvenz aus den Medien", sagte die Verkäuferin einer Filiale in der Münchner Innenstadt am Freitag. Selbst die Filialleitung habe bisher keine Informationen von der Geschäftsführung bekommen.
Auch in Berlin wussten Mitarbeiter bis zur Veröffentlichung durch die Medien nichts von der Pleite. "Das habe ich nicht gewusst", sagte eine Verkäuferin im Innenstadtbezirk Mitte. Sie habe nun Angst, ihren Arbeitsplatz zu verlieren, fügte sie hinzu.
Schlecker ließ aus Gewerkschaften über Insolvenz-Pläne im Dunkeln
Auch die Gewerkschaft Ver.di wurde nicht im Vorfeld informiert. "Das Unternehmen hat Betriebsräte und Gewerkschaft bislang nicht über den angekündigten Insolvenzantrag informiert", sagte am Freitag in Berlin eine ver.di-Sprecherin. Die Berichte über die Insolvenz seien für viele Beschäftigte ein Schock gewesen. "Es sind Tränen geflossen", sagte die Sprecherin.
Nach ver.di-Angaben hatte Schlecker am 19. Dezember um Verhandlungen über einen Sanierungstarifvertrag gebeten. Man habe dann einem Wirtschaftsprüfer den Auftrag gegeben, ein Gutachten über Schlecker zu erstellen, sagte die ver.di-Sprecherin. Dessen Prüfungen hätten aber erst begonnen.
Hunderte Schlecker-Filialen wurden schon geschlossen
Trotz eines harten Sanierungskurses und der Schließung Hunderter Filialen schlittert die Drogeriekette Schlecker in die Pleite. Eine geplante Zwischenfinanzierung sei gescheitert, deshalb werde nun ein Antrag auf Planinsolvenz vorbereitet, teilte das Unternehmen am Freitag mit. Die Geschäfte würden aber weitergeführt und die Mitarbeiter bekämen nach wie vor ihr Gehalt.
Schlecker will den angekündigten Insolvenzantrag nach Angaben eines Unternehmenssprechers "absolut zeitnah am Wochenende oder am Montag" stellen. Das Unternehmen wolle eine Planinsolvenz beantragen und dabei einen Sanierungsplan mitliefern, sagte der Sprecher am Freitag auf dapd-Anfrage. Die Entscheidung, ob es zu einer Planinsolvenz komme, liege dann bei den Gläubigern des Unternehmens. Man werbe bei ihnen mit dem Insolvenzplan für die schon vor Weihnachten angekündigte Sanierung.
Schlecker will viele Filialen und Arbeitsplätze erhalten
Das Unternehmen mit Sitz im baden-württembergischen Ehingen wolle den Insolvenzantrag direkt mit einem Vorschlag für die Sanierung verbinden. Falls die Gläubiger einverstanden seien, könne die alte Geschäftsführung im Amt bleiben. Der bestellte Insolvenzverwalter werde dann nur begleitend tätig. Ziel des Verfahrens sei der Erhalt eines großen Teils des Filialnetzes und damit auch der Arbeitsplätze, hieß es in der Mitteilung.
"Familie und Management sind diesen schweren, aber notwendigen Schritt gegangen, um den eingeschlagenen Weg der Restrukturierung fortzusetzen und erfolgreich umzusetzen zu können", teilte das Unternehmen mit. Die Kette befinde sich seit Mitte 2010 in einer umfassenden Restrukturierung und habe bereits eine Vielzahl von Maßnahmen auf den Weg gebracht. (dapd)
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