Essen. . Von der Schließung ihrer Filiale erfuhren etliche Schlecker-Mitarbeiter vom Zettel an der Ladentür. Die Kommunikation soll besser werden. Das ändert aber nichts daran, dass die Drogeriekette bis Ende März weitere – womöglich 600 – Filialen aufgeben will.

Die Rosskur bei der angeschlagenen Drogeriemarktkette Schlecker geht weiter. Bis Ende Februar will das Un­ternehmen nach einem Bericht der Stuttgarter Nachrichten weitere 600 Filialen schließen. Mitunter erfuhren die Mitarbeiter erst durch einen Zettel an der Ladentür, dass ihre Filiale geschlossen ist. Mehrere hundert Läden hatte Schlecker bereits in den vergangenen Monaten aufgegeben.

Auf eine Zahl wollte sich ein Unternehmenssprecher gestern nicht festlegen. Er bestätigte lediglich, dass Schlecker weitere unrentable Filialen schließen wolle. Der Prozess solle Ende März abgeschlossen sein. Im Sommer hatte Lars Schlecker, Sohn des Firmengründers Anton Schlecker, in einem seiner seltenen Interviews angekündigt, dass 2011 rund 800 Filialen aufgeben werden sollen.

Genaue Zahlen selbst für das aktuelle Schlecker-Netz gibt es nicht. Die Schätzungen bewegen sich zwischen 7000 und 8000 Filialen in Deutschland und rund 3000 im Ausland. Nach Informationen der Stuttgarter Nachrichten stehen alle Schlecker-Filialen auf dem Index, die monatlich weniger als 25 000 Euro umsetzen. Im Rahmen des Modernisierungs-Programms „Fit for Future“ will sich die Drogeriemarkt-Kette, die in der Vergangenheit wegen Mitarbeiter-Überwachung, schlechter Bezahlung und dünner personeller Ausstattung immer wieder negative Schlagzeilen produzierte, nicht nur ein neues Image geben, sondern auch wirtschaftlich zu den Wettbewerbern dm und Rossmann aufschließen.

Verzicht auf Kündigungen

Zum Streben nach einem besseren Image passt auch, dass Schlecker Mitte Dezember mehr Transparenz bei der Umstrukturierung zusagte. „Die überfallartige Schließung von Filialen war damit zu Ende. Mitarbeiter erfuhren oft von einem Zettel an der Ladentür, dass ihre Filiale über Nacht geschlossen wurde“, sagte Verdi-Sprecherin Christiane Scheller dieser Zeitung. Das habe sich nun gebessert.

Trotz der rasanten Schließungswelle hielt sich das Un­ternehmen laut Scheller bislang an den Beschäftigungssicherungsvertrag, der bis Juli läuft, und verzichtete auf betriebsbedingte Kündigungen. Allerdings mussten Mitarbeiter mit befristeten Verträgen gehen. Festangestellte wurden versetzt – auch in Drogerien der Kette „Ihr Platz“, die zum Schlecker-Konzern gehört.

Verdi lässt Bilanzen prüfen

Wie es heißt, schrieb Schlecker in den vergangenen drei Jahren Verluste. 2010 soll der Umsatz in Europa um rund zehn Prozent auf 6,55 Milliarden Euro zurückgegangen sein. Licht ins Zahlendunkel könnte ein Wirtschaftsprüfer bringen. Im Auftrag von Verdi soll er die Schlecker-Bilanzen durchleuchten. Denn die Firma will mit der Gewerkschaft einen Sanierungstarifvertrag abschließen. Er könnte den befristeten Verzicht der Beschäftigten auf Weihnachts- und Urlaubsgeld regeln. „Bevor wir darüber verhandeln, wollen wir aber wissen, ob es Schlecker wirklich so schlecht geht wie behauptet“, sagte Verdi-Sprecherin Scheller.

Zum Teil leere Regale, wie sie Kunden in einigen Schlecker-Läden vorgefunden haben, sind nach Angaben des Unternehmenssprechers der Umstrukturierung der Logistik und dem Umzug der Filialen geschuldet. Als Grund nannte er auch Verhandlungen mit Lieferanten zum Jahreswechsel.