Essen. Die Drogeriemarktkette Schlecker ist pleite. Das Unternehmen will Insolvenz anmelden, um sich zu sanieren. Zuvor war bekannt geworden, dass das Schlecker hunderte seiner Filialen schließen will. Schlecker will möglichst viele seiner 35.000 Jobs in Deutschland erhalten.

Deutschlands größte Drogeriekette Schlecker will Insolvenz anmelden. Eine Zwischenfinanzierung für die anstehende Sanierung sei gescheitert, teilte das Unternehmen aus dem württembergischen Ehingen am Freitag mit. "Ein entsprechender Antrag wird kurzfristig gestellt", hieß es in der Mitteilung. Das Unternehmen mit seinen zuletzt 8000 Filialen solle über ein Planinsolvenzverfahren saniert werden. Dadurch könnte Schlecker erhalten bleiben, wenn die Gläubiger Zugeständnisse machen. "Ziel ist der Erhalt eines großen Teils des Filialnetzes und damit auch der Arbeitsplätze." Im Insolvenzverfahren zahlt für bis zu drei Monaten die Arbeitsagentur die Löhne weiter.

Bei einer Planinsolvenz, wie Schlecker sie laut der "Lebensmittelzeitung" plant, handelt es sich um ein geordnetes Insolvenzverfahren. Das Unternehmen legt zeitgleich mit dem Insolvenzantrag einen Sanierungsplan vor. Die bisherigen Geschäftsführer des Unternehmens bleiben im Amt. Der externe Insolvenzberater hat lediglich eine beratende Funktion.

Schlecker will möglichst viele Filialen und Arbeitsplätze erhalten

Ziel des Verfahrens sei der Erhalt eines großen Teils des Filialnetzes und damit auch der Arbeitsplätze, hieß es in der Mitteilung. Der Geschäftsbetrieb werde unverändert weiterlaufen und auch die Zahlung der Mitarbeitergehälter sei im Rahmen des Insolvenzausfall-Geldes gesichert.

"Familie und Management sind diesen schweren, aber notwendigen Schritt gegangen, um den eingeschlagenen Weg der Restrukturierung fortzusetzen und erfolgreich umzusetzen zu können", teilte das Unternehmen mit. Die Kette befinde sich seit Mitte 2010 in einer umfassenden Restrukturierung und habe bereits eine Vielzahl von Maßnahmen auf den Weg gebracht.

Bisher kein Insolvenzantrag von Schlecker beim Amtsgericht Ulm eingegangen

Beim Amtsgericht Ulm ist bisher kein Insolvenzantrag der Drogeriemarktette Schlecker eingegangen. "Es liegt weder ein Antrag vor noch ist einer angekündigt", sagte ein Sprecher des Gerichts. Schlecker schreibt seit Jahren Verluste und hatte in den vergangenen eineinhalb Jahren hunderte Filialen in Deutschland geschlossen und andere modernisiert. Zuletzt hieß es, der ehemalige Edeka-Chef Alfons Frenk solle neue Geldgeber suchen, etwa Finanzinvestoren.

Erst in dieser Woche war bekannt geworden, dass Schlecker in den nächsten Wochen bundesweit etwa 615 unrentable Filialen schließen wollen. Das berichteten die "Stuttgarter Nachrichten" am Dienstag ohne nähere Quellenangabe. Ein Unternehmenssprecher verwies auf Anfrage lediglich auf den laufenden Umstrukturierungsprozess bei Schlecker, wollte sich zu konkreten Zahlen aber vorerst nicht äußern.

600 bis 800 Filialen sollten ohnehin geschlossen werden

Schlecker hatte nach drei Jahren mit Verlusten bereits im November und Dezember 600 seiner ursprünglich knapp 8000 Filialen geschlossen. Laut "Stuttgarter Nachrichten" soll die Zahl der Märkte auf 5000 zurückgehen. An diesem Mittwoch sollen demnach allein in Baden-Württemberg zehn Filialen geschlossen werden, insgesamt in den kommenden Wochen etwa 60 Drogeriemärkte.

Wie viele Filialen insgesamt geschlossen werden sollen, ist demnach noch nicht entschieden. Der Sprecher hob aber hervor, es solle "keinen Rückzug aus der Fläche" oder eine generelle Aufgabe kleinerer Filialen geben. Genaue Zahlen werde das Unternehmen dann mitteilen, wenn die Umstrukturierung abgeschlossen sei. Auch dann werde Schlecker aber immer noch "mehr Filialen haben als sämtliche Wettbewerber zusammen".

Schlecker hat in Deutschland 35.000 Mitarbeiter

Bereits im Dezember hatte Schlecker die Gewerkschaft Verdi um Verhandlungen über eine tarifliche Vereinbarung zur weiteren Restrukturierung des Unternehmens gebeten. Für die rund 30.000 Beschäftigten der Vertriebslinien AS und XL gilt nach Gewerkschaftsangaben noch bis Juni 2012 ein Beschäftigungssicherungs- und Sozialtarifvertrag.

Mitte 2011 verfügte Schlecker nach Unternehmensangaben über rund 7500 Drogeriemärkte in Deutschland. In Europa insgesamt gab es demnach etwa 11.000 Filialen. Die Zahl der Mitarbeiter gab Schlecker europaweit mit rund 47.000 an, davon etwa 35.000 in Deutschland.