Hamburg/Essen/Köln. .

Die Quelle-Erbin Madeleine Schickedanz will Schadenersatz für ihre Milliardenverluste bei der Pleite des Handelskonzerns Arcandor. Der Schickedanz-Anwalt Peter Rath bestätigte der Nachrichtenagentur dapd am Donnerstag, dass im Auftrag der Unternehmerin ein Klageentwurf ausgearbeitet worden sei und die Anwälte beim Oberlandesgericht einen Antrag auf Festlegung des Gerichtsstandes gestellt hätten.

Nach Informationen des „Manager Magazins“ fordert die 68-Jährige in dem Klageentwurf vom Bankhaus Sal. Oppenheim, dessen Immobilienpartner Josef Esch sowie zwölf weiteren Personen und Firmen Schadenersatz in Höhe von mehr als zwei Milliarden Euro.

Außerdem verlange sie die Erstattung von bereits erfolgten Kredittilgungen in Höhe von mehr als 200 Millionen Euro. Auch die Stellung von Sicherheiten aus ihrem Privatvermögen im Wert von mehr als 200 Millionen Euro wolle sie rückgängig machen.

Von Vermögensverwaltern getrieben

Schickedanz-Anwalt Rath bestätigte der Nachrichtenagentur dapd zwar grundsätzlich den Vorgang, schränkte aber ein: „Es sind große Zahlen, aber diese Zahlen stimmen nicht.“ Zum konkreten Inhalte der Klageschrift wollte sich der Jurist aber nicht äußern.

Nach Angaben des „Manager Magazins“ wirft Schickedanz ihren Vermögensverwaltern Esch und Sal. Oppenheim vor, sie aus Eigeninteresse immer tiefer in das Arcandor-Engagement getrieben zu haben. Sie hätten so an die auf sieben bis zehn Milliarden Euro geschätzten, in den Karstadt-Immobilien liegenden Stillen Reserven herankommen wollen.

Klage Sal. Oppenheim zugestellt

Sal. Oppenheim und Esch wiesen die Vorwürfe zurück. Ein Sprecher des inzwischen von der Deutschen Bank übernommenen Kölner Bankhauses sagte, die Schadenersatzforderungen seien für das Geldinstitut „nicht nachvollziehbar“. Ein Esch-Sprecher erklärte: „Die Vorwürfe stimmen nicht.“

Wut nach der Arcandor-Pleite

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    Die Klage wurde bislang allerdings noch nicht bei Gericht eingereicht. Die Klageschrift sei aber dem Bankhaus und anderen möglichen Beklagten zugestellt worden, um Druck für mögliche Vergleichsgespräche aufzubauen, berichtet das „Manager Magazin.“ Nach dapd-Informationen laufen bereits Gespräche mit Sal. Oppenheim über eine gütliche Einigung. Tatsächlich wäre ein sich über Jahre hinziehender Prozessmarathon wohl für die 68-jährige Unternehmerin eine große Belastung.

    Vermögenin Arcandor-Aktien investiert

    Der Essener Handelsriese Arcandor (Karstadt, Quelle, Thomas Cook) hatte im Sommer 2009 Insolvenz anmelden müssen. Schickedanz hatte seit 2004 einen Großteil ihres Vermögens in Arcandor-Aktien investiert. Dabei finanzierte sie Zukäufe teilweise auch über Kredite. Nach dem Niedergang des Konzerns klagte die Unternehmerin öffentlich über ihre Verluste. Die „Bild am Sonntag“ zitierte sie damals mit dem Satz: „Wenn die Rettung von Arcandor scheitert und die Banken die Kredite fällig stellen, verliere ich alles - Häuser, Aktien, Beteiligungen an anderen Firmen. Ich bekäme mit meinen 66 Jahren nicht einmal Rente.“ (dapd)