Madeleine Schickedanz hält die Mehrheit am schwächelnden Touristik- und Handelskonzern Arcandor. Weil der Kurs immer weiter einbricht, verliert sie viel Geld. Das könnte Vorstandschef Thomas Middelhoff zum Verhängnis werden

Essen. Wirklich sorgen muss sich Madeleine Schickedanz nicht um ihre Zukunft. Finanziell ist sie abgesichert, auch wenn die Arcandor-Aktie zuletzt an jedem Börsentag schwindelnd schnell abrutschte. Bei dem Essener Touristik- und Handelskonzern hält die Unternehmerin, die im kommenden Monat ihren 65. Geburtstag feiert, die Mehrheit der Anteile. Fröhlich stimmen kann sie das nicht. Das Unternehmen befindet sich in der Krise, der Kurs stürzte in diesem Jahr um satte 90 Prozent ab. Mancher Experte spricht schon von einer existenzgefährdenden Lage. Schickedanz hat dadurch viele Millionen Euro verloren.

Für sie und ihre Nachfahren bleibt zwar immer noch genug, schließlich wird sie in der Milliardärs-Rangliste des US-Wirtschaftsmagazins Forbes mit einem geschätzten Vermögen von 5,5 Milliarden Euro auf Platz 142 eingestuft. Doch Menschen mit einer solchen Finanzmacht agieren zuweilen weniger gelassen als sie es eigentlich tun könnten. Genau das könnte Arcandor-Chef Thomas Middelhoff zum Verhängnis werden.

Die bereits zum dritten Mal verheiratete Madeleine Schickedanz schloss 2004 mit Middelhoff eine Art Vernunftehe auf beruflicher Ebene. 2004 kam er zum damals noch unter dem Namen Karstadt-Quelle firmierenden Konzern. Erst kontrollierte er das Unternehmen von der Spitze des Aufsichtsrats aus, dann übernahm er in einer fast ausweglosen Krisensituation selbst die Geschicke als Vorstandschef. Schickedanz war offenbar schwer beeindruckt von den Vorzügen des Managers Middelhoff. Jedenfalls stockte sie von 2004 an ihre Anteile kräftig auf.

Aus heutiger Sicht betrachtet war es eine Fehlinvestition erster Güte. Allein in der vergangenen Woche brach der Kurs um rund 50 Prozent ein. Hintergrund ist eine verheerende Informationspolitik im Zusammenhang mit dem möglichen Verkauf von Anteilen an den Unternehmenstöchtern Thomas Cook (Touristik) und Karstadt (Warenhaus).

Schickedanz dürfte es aber längst nicht nur ums Geld gehen. Dafür ist die Verbindung zwischen ihrer Familie und dem Konzern zu eng. Ihr Vater Gustav gründete 1927 in Fürth den ersten Versandhandel und nannte ihn Quelle. Ihre Mutter Grete übernahm nach dem Tod des Vaters 1997 die Geschicke und gab einem Bereich für edle Mode ab 40 aufwärts später sogar den Namen ihrer Tochter. Grete Schickedanz suchte die Öffentlichkeit an der Seite der Prominenz. Ihre Tochter dagegen mag die Zurückgezogenheit.

Die aktuelle Entwicklung bei Arcandor, wo Quelle inzwischen bei der schwächelnden Versandhandelssparte Primondo eingegliedert ist, aber wird sie genau im Blick haben. Ihr Ehemann Leo Herl sitzt schließlich im Aufsichtsrat des Unternehmens.

Für Middelhoff, der vor wenigen Wochen seinen Vertrag bis Ende 2009 verlängert hat, ist ein vorzeitiger Abschied unter diesen Umständen nicht auszuschließen. Die Stimmung in der Öffentlichkeit ist gekippt, Aktionärsschützer fordern seinen Rücktritt. Middelhoff müsste eigentlich wissen um diese prekäre Situation. Schon einmal wurde er davongejagt, als Bertelsmann-Chef von Familie Mohn. Bei Arcandor tun sich nun Parallelen auf. Middelhoffs Tage in Essen könnten gezählt sein.