Berlin. . Patienten an kommunalen Kliniken müssen Ende des Monats mit Einschränkungen rechnen: Die Mitglieder der Ärztegewerkschaft Marburger Bund haben sich mit großer Mehrheit für einen Arbeitskampf entschieden.

An den 600 kommunalen Kliniken in Deutschland droht ab 26. Januar ein Streik. Die im Marburger Bund organisierten angestellten Ärzte haben nach Angaben der Gewerkschaft vom Dienstag mit 92,7 Prozent in einer einmonatigen Urabstimmung für Arbeitskampfmaßnahmen votiert. Diese können nach den Worten des Marburger-Bund-Vorsitzenden Rudolf Henke am 26. Januar beginnen.

Zuvor muss noch die Große Tarifkommission am heutigen Dienstagabend den entsprechenden Beschluss fassen. Daran wird angesichts des eindeutigen Votums der Mitglieder allerdings nicht gezweifelt, wie der Sprecher der Gewerkschaft, Hans-Jörg Freese, erklärte.

Arbeitgeber boten 1,48 Prozent mehr Gehalt

Die Tarifverhandlungen mit der Vereinigung der kommunalen Arbeitgeberverbände (VKA) hatte der Marburger Bund Anfang Dezember für gescheitert erklärt. Die Arbeitgeber hatten eine lineare Erhöhung der Grundgehälter um 1,48 Prozent bei einer Laufzeit von 16 Monaten angeboten. Dies hatte der Marburger Bund als „schlechten Witz“ bezeichnet, da damit nicht einmal die Inflationsrate ausgeglichen werde.

Jeder dritte Krankenhausarzt in Deutschland arbeitet in einer kommunalen Klinik. Bis auf einige Ausnahmen gehören dem Marburger Bund zufolge die weitaus meisten Krankenhäuser der Gebietskörperschaften einem Mitgliedsverband innerhalb der VKA an. Rund 45.000 Ärzte in den kommunalen Krankenhäusern werden nach dem von Marburger Bund und VKA verhandelten Tarifvertrag bezahlt.

Arbeitgeber wollen weiter verhandeln

Der VKA erklärte in einer ersten Reaktion, ein "Tarifergebnis ohne Streik" sei auch nach der Abstimmung noch möglich. Hauptgeschäftsführer Manfred Hoffmann rief zur Fortsetzung der Verhandlungen auf.

"Das Ergebnis der Urabstimmung ist wenig überraschend", sagte Hoffmann. Es entbinde den Marburger Bund "jedoch nicht von seiner Pflicht, auf dem Verhandlungswege nach einer Lösung zu suchen". Ein Streik belaste die Patienten und verschärfe "die Nöte bei den Krankenhäusern, die ohnehin in einer schwierigen Finanzsituation stecken". (dapd)