Köln. .
Mit einem einwöchigen Streik wollen die Ärzte an kommunalen Kliniken in NRW ihren Tarifforderungen Nachdruck verleihen. In NRW beteiligen sich rund 6500 Ärzte an dem Streik. Nur der Notdienst sei überall sichergestellt, so eine Sprecherin der Ärztegewerkschaft Marburger Bund.
Rund 6500 Ärzte an kommunalen Kliniken in Nordhrein-Westfalen haben am Montag einen einwöchigen Streik begonnen. Rund 30 und damit die Hälfte aller öffentlichen Krankenhäuser im Land seien von dem Arbeitskampf betroffen, sagte der Sprecher der Ärztegewerkschaft Marburger Bund, Michael Helmkamp, am Montag auf ddp-Anfrage in Köln. Helmkamp sprach von einem „guten Streikstart“. Auch in anderen Bundesländern legten Ärzte kommunaler Krankenhäuser die Arbeit nieder. Der Gewerkschaftssprecher hob hervor, sollten die Arbeitgeber kein neues, aus Sicht der Gewerkschaft akzeptables Angebot vorlegen, werde der Arbeitskampf auf weitere Einrichtungen ausgeweitet und intensiviert.
Helmkamp versicherte zugleich, dass alle Notfälle versorgt würden. „Die Patienten brauchen keine Angst zu haben“, sagte er. Er empfehle aber, private, kirchliche oder universitäre Krankenhäuser aufzusuchen.
Tagelange Verzögerungen im Behandlungsablauf
Insgesamt seien 55.000 Ärzte an 800 kommunalen Krankenhäusern im ganzen Bundesgebiet mit Ausnahme Berlins und Hamburgs zum Streik aufgerufen, sagte eine Sprecherin. Man rechne damit, dass sich rund 200 Kliniken beteiligen. An den meisten Standorten begann der Ausstand demnach um 8 Uhr morgens.
An den bestreikten Krankenhäusern sei überall ein Notdienst sichergestellt, sagte die Sprecherin. Alle nicht aufschiebbaren Behandlungen würden ausgeführt. Stationen wie die Onkologie, Geburtsabteilungen, Intensivstation oder Notaufnahme seien nicht betroffen. Die Ärztegewerkschaft warnte, es werde dennoch zu tagelangen Verzögerungen in den Behandlungsabläufen kommen und empfahl Patienten, sich nach Möglichkeit in Unikliniken, kirchlichen oder privaten Krankenhäusern behandeln zu lassen.
Der Streik ist zunächst unbefristet. Man warte auf ein Signal der Arbeitgeber, sagte die Sprecherin. Der Streikplan sei bereits für eine Woche gemacht. Schwerpunkte des Streiks liegen in Süddeutschland. Dort gebe es besonders viele kommunale Kliniken, erklärte die Sprecherin. Auch aus Hessen und Nordrhein-Westfalen habe man viele positive Rückmeldungen bekommen.
Städtetag warnt vor Folgen des Streiks
Der Hauptgeschäftsführer des Deutschen Städtetages, Stephan Articus, kritisierte den Streik als unnötig. „Ich appelliere an die Kompromissbereitschaft der Gewerkschaft. Der Tarifkonflikt darf nicht auf dem Rücken der Patienten ausgetragen werden. Eine Rückkehr an den Verhandlungstisch ist für alle gut, für die Patienten, die Beschäftigten und die kommunalen Krankenhäuser.“ Überdurchschnittliche Tariferhöhungen für die Ärzte dürften nicht dadurch erkauft werden, das an anderer Stelle gespart oder notwendige Investitionen aufgeschoben würden, sagte Articus.
Der Marburger Bund empfahl Patienten, sich für nähere Informationen entweder an die Krankenhäuser oder an die Ärztekammern zu wenden. Auch die Ärztegewerkschaft bietet im Internet unter marburger-bund.de Informationen zu den einzelnen Krankenhäusern.
Forderung nach fünf Prozent mehr Geld
Zu einer Demonstration in München wurden am (heutigen) Montag ab 14.00 Uhr mehrere Tausend Ärzte aus ganz Deutschland erwartet; die Kundgebung ist für 16.00 Uhr geplant. Der Marburger Bund fordert für die Ärzte in den kommunalen Kliniken im Schnitt fünf Prozent mehr Geld und eine bessere Bezahlung von Bereitschaftsdiensten. Die Arbeitgeber haben 2,9 Prozent und Zuschläge für die Bezahlung von Bereitschaftsdiensten und Nachtarbeit angeboten.
Die Tarifverhandlungen für die bundesweit rund 55 000 Ärzte an kommunalen Kliniken waren Anfang April gescheitert. Der Marburger Bund forderte fünf Prozent mehr Gehalt und eine bessere Bezahlung der Bereitschaftsdienste. Die Arbeitgeber hatten ein Gehaltsplus von 2,9 Prozent und eine höhere Vergütung für Bereitschaftsdienste vorgeschlagen. (ddp/ap)