Essen. Jeder Deutsche isst pro Jahr und Kopf im Schnitt sechs Kilogramm Putenfleisch. Es stammt von Tieren, die bei der Mast mit Antibiotika behandelt wurden. In Fleisch-Produkten fand das Magazin Öko-Test allerdings keine Medikamenten-Rückstände.

Das vermeintlich gesunde und fettarme Putenschnitzel stammt mit hoher Wahrscheinlichkeit von Tieren, die mit Antibiotika behandelt worden sind. Das fand das Verbrauchermagazin Öko-Test heraus. Auch Bio-Puten werden mit Medikamenten behandelt – aber längst nicht so häufig.

Die neun Putenfleisch-Produkte, die aus konventionellen Mastbetrieben stammen, schnitten bei Öko-Test zwei Mal mit „mangelhaft“ und sieben Mal mit „ungenügend“ ab. Bei den Bio-Artikeln vergaben die Verbraucherschützer zweimal ein „gut“ und einmal ein „ausreichend“.

Nicht nur konventionelle Betriebe setzen Antibiotika ein, sondern auch biologische. Das wies Öko-Test in zwei der drei Bio-Stichproben nach. Der Unterschied bestehe allein in Anzahl und Dauer der Behandlungen mit der chemischen Keule.

Vier Mal Antibiotika

Öko-Test ermittelte, dass die Puten während ihrer bis zu viereinhalbmonatigen Aufzucht- und Mastzeit in Intervallen bis zu vier Mal jeweils über einen Zeitraum bis zu sieben Tagen mit Antibiotika behandelt wurden. Für das Magazin ein Hinweis darauf, dass diese Medikamente in erster Linie zur Bekämpfung von Krankheiten und nicht als illegale Masthilfe eingesetzt wurden. Die Hochleistungsrassen, die die Erzeuger einsetzen, gelten als sehr krankheitsanfällig. Bio-Betriebe dürfen Antibiotika indes nur einmal einsetzen.

In dem abgepackten Fleisch, das in den Kühlregalen der Supermärkte liegt, fand Öko-Test allerdings keine Antibiotika-Rückstände. Für die Verbraucherschützer ein Indiz dafür, dass zwischen Verabreichung und Schlachtung ausreichend Zeit vergangen war und die Puten die Medikamente abbauen konnten.

Schnäbel gekürzt

Dennoch fielen die konventionellen Produkte beim Test durch. Denn Öko-Test fand weitere Kritikpunkte, etwa die Haltung im Stall. Den Angaben zufolge stammten alle herkömmlichen Puten von krankheitsanfälligen Hochleistungsrassen ab. Ihnen werden die Schnäbel gekürzt, damit sich die Tiere auf engstem Raum nicht gegenseitig verletzen.

In einer Probe wurde ein Keim nachgewiesen, in Putenschnitzeln von Wiesenhof auch Salmonellen. Beim Erhitzen über 70 Grad werden sie zwar abgetötet. In der Küche können sie aber auf andere Lebensmittel übertragen werden. Öko-Test rät Verbrauchern, auf konventionelles Putenfleisch zu verzichten und teurere Bio-Produkte zu kaufen.

Forschung verbessern

Der Zentralverband der Geflügelwirtschaft reagierte gelassen auf den Test: „Mit den Ergebnissen der Fleisch-Qualität sind wir gar nicht unzufrieden“, sagte Sprecherin Christiane Riewerts. Die von Öko-Test kritisierte Haltung der Puten werde „kontinuierlich verbessert“.

Die Sprecherin: „Die Branche bemüht sich ernsthaft und investiert viel in die Forschung, um die Gründe für das Federpicken zu erforschen.“ Wegen dieses Verhaltens werden den Puten die Schnäbel gestutzt.