Essen. . Neben der Bio-Schiene hat sich in den Supermärkten auch ein Sortiment mit Produkten aus der Region etabliert. Die Lebensmittel kommen aber nicht unbedingt aus dem näheren Umfeld, fand das Verbrauchermagazin Öko-Test heraus.

„Gutes aus der Region“ muss nicht unbedingt aus der unmittelbaren Nachbarschaft kommen. Das fand das Verbrauchermagazin Öko-Test heraus bei einer Untersuchung von 53 Produkten aus ganz Deutschland heraus. Das Ergebnis: „Echte Regionalprodukte sind rar.“

Öko-Test bescheinigt den Herstellern von Lebensmitteln, „teilweise recht erfindungsreich“ zu sein, „wenn sie normale Produkte in regionale umetikettieren“. Als haarsträubendes Beispiel nennen die Verbraucherschützer die Marke „Unser Norden“, die in Schleswig-Holstein, Hamburg, Mecklenburg-Vorpommern, Niedersachsen und Brandenburg vertrieben wird. Der Hersteller Plaza/Sky (Coop) will nach Angaben von Öko-Test nicht verraten, woher die Rohstoffe stammen.

Bei Reis, Kaffee und Rotbuschtee, die unter dem Label „Unser Norden“ drängt sich die Herkunftsfrage allerdings umso mehr auf, weil die Produkte bekannterweise nicht in Deutschland wachsen. Das Unternehmen begründet das regionale Label damit, dass alle Lebensmittel entweder in Norddeutschland produziert, veredelt oder abgepackt werden.

Mogelvorwurf

Verwirrung schafft auch der Discounter Lidl mit seiner Regionalmarke „Ein Gutes Stück Heimat“. So stammt der Birnen-Johannisbeer-Direktsaft, der auch in NRW oder Mecklenburg-Vorpommern verkauft wird, aus dem weit entfernten Lindau. „Auch die Absatzgebiete für die ,Unsere Heimat’-Produkte von Edeka sind viel zu groß für echte Regionalprodukte“, urteilt Öko-Test.

Den Mogelvorwurf machen die Verbraucherschützer aber nicht nur den großen Lebensmittelketten. Auch kleine Regionalanbieter würden ihren eigenen Ansprüchen nicht gerecht. Beispiel: Das Label der Initiative Landmarkt Hessische Direktvermarkter etwa dürfen Hersteller laut eigener Aussage nur verwenden, wenn 100 Prozent der Rohstoffe aus Hessen stammen. Öko-Test machte bei einer Stichprobe aber andere Erfahrungen: Etwa die bei Rewe gekauften Röhner Eiernudeln mit besagtem Label bestehen nach Angaben des Magazins zu 70 Prozent aus Hartweizengrieß, der aus Baden-Württemberg stammt.

Keine gesetzliche Regelung

Händler und Hersteller regionaler Lebensmittel trifft jedoch nicht die alleinige Schuld für das Durcheinander im Laden. Öko-Test weist darauf hin, dass es bislang keine gesetzlich festgelegte Definition für regionale Produkte gebe. Die Verbraucherschützer schlagen deshalb ihrerseits ein Regelwerk vor: Die Rohstoffe des Lebensmittels müssten aus der angegebenen Region stammen und sie müssen ausschließlich dort verarbeitet worden sein. Eine ähnlich Forderung erhoben jüngst auch Verbraucherzentralen.

Klarheit schafft auch die sonst so regulierungsfreudige Europäische Union nicht. Sie vergibt zwei Label: Mit einer „Geschützten Ursprungsbezeichnung“ (g.U.) dürfen sich Produkte schmücken, die in einem bestimmten Gebiet erzeugt und verarbeitet wurden. Dazu gehören der Parmaschinken oder der Allgäuer Emmentaler. Es gibt aber auch noch das Zeichen „Geschützte geografische Angabe“ (g.g.A.) Hier reicht es aus, wenn eine Produktionsstufe in der Region stattfindet. Schwarzwälder Schinken darf also auch Schweinefleisch aus Dorsten oder Dänemark enthalten. Auch die Thüringer Rostbratwurst muss nicht zu 100 Prozent aus Thüringen stammen.

Im Hofladen kaufen

Verbraucher müssen also Verpackungen genau studieren, wenn sie echte Produktion aus der Region kaufen wollen. Der Deutsche Bauernverband rät, beim landwirtschaftlichen Direktvermarkter sowie beim Bäcker oder Metzger in der Nachbarschaft einzukaufen. „Da kann man fragen, wo die Produkte herkommen“, sagt Verbandssprecher Johannes Funke. Bei Bauern, die im Hofladen oder am Marktstand verkaufen, hänge „die Glaubwürdigkeit sehr hoch.