Paris. . Die Euro-Retter müssen weiter zittern. Die Ratingagentur Standard & Poor’s hat jezt mit der Herabstufung des europäischen Rettungsfonds gedroht. Damit bringen sie die Krisenlösung der Europäer in Gefahr.
So arbeiten Rating-Agenturen
Drei Rating-Agenturen beherrschen den Weltmarkt. Will ein Staat seine Kreditwürdigkeit von unabhängigen Experten überprüfen lassen, wählt er meist Standard & Poor's (S&P), Moody's oder Fitch. S&P und Moody's sind US-Unternehmen. Fitch gehört zur französischen Fimalac-Gruppe. Auf ihre Rating-Urteile achten Banken oder Versicherer, wenn sie Staaten Geld borgen wollen. Denn ein Rating, erklärt S&P, „ ist unsere Einschätzung darüber, wie sich die Zahlungsfähigkeit und -willigkeit eines Staates künftig entwickelt“.
Bei S&P trägt ein Experte die Hauptverantwortung, die Bonität eines Staates zu analysieren. Ein zweiter Experte hilft ihm. Sie werten Konjunkturdaten aus, zum Beispiel zur Wirtschaftsleistung oder zur Arbeitslosigkeit. Die Analysten sprechen auch mit Verantwortlichen des Landes.
Glauben die Experten, dass sich die Kreditwürdigkeit eines Staats ändert, erstellen sie einen Bericht. Den präsentieren sie einem „Rating-Komitee“, dem etwa sieben bis neun Fachleute angehören. Der hauptverantwortliche Analyst erläutert seine Einschätzung. Über seinen Rating-Vorschlag stimmt das Komitee mehrheitlich ab. Der betreffende Staat wird informiert – und hat zwölf Stunden Zeit für Kritik. (sbi)
Die US-Ratingagentur Standard & Poor’s (S&P) hat dem Euro-Rettungsfonds EFSF mit dem Entzug seiner Topnote für die Kreditwürdigkeit gedroht. Der Fonds könnte um ein oder zwei Stufen abgewertet werden, teilte die Agentur am Dienstag mit. Dies wäre Folge der Ankündigung von Standard & Poor’s von Montagabend, dass Deutschland und weitere Euro-Staaten, die für den EFSF garantieren, ihre Bestnote verlieren könnten. Die Ratingagentur erklärte weiter, sie werde prüfen, ob die Ergebnisse des EU-Gipfels Ende der Woche in Brüssel geeignet seien, das Vertrauen der Finanzmärkte wiederherzustellen.
Standard & Poor’s hatte am Montagabend angekündigt, die Kreditwürdigkeit von 15 der 17 Euroländern zu überprüfen. Deutschland und fünf anderen Eurostaaten droht damit der Verlust der Topbewertung AAA; die Bestnote für Frankreich könnte demnach sogar um zwei Stufen abgesenkt werden. Als Begründung führte die Ratingagentur die stockende Kreditvergabe, die schlechte Konjunktur sowie die „anhaltende Uneinigkeit“ über die Strategie zur Beilegung der Schuldenkrise an.
Jetzt hängt alles am Ausgang des EU-Gipfels
Beim EFSF gab man sich am Dienstag wenig überrascht von der Warnung aus London. Wenn die AAA-Staaten, auf die sich die Topbonität des Fonds stützt, selbst herabgestuft würden, sei der Schritt nur logisch. Zudem wurde aus dem Umfeld des EFSF betont, dass S&P seine Entscheidung vom Ausgang des EU-Gipfels am Donnerstag und Freitag abhängig mache. Wenn die Staats- und Regierungschefs "ein starkes Ergebnis liefern", drohe auch keine Herabstufung. Wegen der guten Vorarbeiten für den Gipfel gehe man nicht davon aus, dass S&P tatsächlich den Daumen senke.
Falls doch, wäre das ein weiterer Dämpfer für die Euro-Retter. Denn die Attraktivität des EFSF für Investoren würde beschädigt. Erst in der vergangenen Woche hatten die Finanzminister den Rettungsfonds mit zwei Hebeln ausgestattet, um seine Feuerkraft zu vervielfachen. Doch wegen des Misstrauens an den Märkten scheint die angepeilte Summe von einer Billionen Euro schon mit dem AAA-Rating nicht zu erreichen. Bei einer Herabstufung würde auch für den EFSF das Geldleihen teurer.
Am Dienstag übte man sich in Luxemburg dennoch in Zweckoptimismus: Schließlich sei es Italien erstmals wieder gelungen, Anleihen mit zehn Jahren Laufzeit mit Zinsen unterhalb von sechs Prozent zu platzieren. "Da tut sich was", hieß es. Die Hoffnung ruht nun darauf, dass sich der Gipfel in Brüssel zu einem Befreiungsschlag aufrafft. (afp/dapd)