Berlin. Jetzt hat die Ratingagentur Standard & Poor’s auch Deutschland ins Visier genommen. Am Montagabend gab die Agentur bekannt, dass sie Deutschlands Kreditwürdigkeit überprüft. Davon betroffen sind noch weitere Euro-Länder.
Die US-Ratingagentur Standard & Poor's hat Deutschland wegen der Schuldenkrise in der Eurozone mit dem Entzug der besten Bonitätsnote AAA gedroht. Zudem setzte S&P am Montag auch Frankreich und 13 andere Euro-Länder auf eine Liste mit negativem Ausblick für die Bewertung der Staatsanleihen, wie die Agentur am Montagabend mitteilte. Neben der Bonität Deutschlands werden noch Frankreich, die Niederlande, Österreich, Luxemburg und Finnland mit AAA bewertet.
Ein negativer Ausblick bedeutet, dass die Agentur ihre aktuelle Bewertung überprüft und in weniger als drei Monaten über eine Herabstufung entscheidet. Die Kurse an Wall Street und der Euro gerieten am Montag im späten Verlauf deutlich unter Druck. Die Gemeinschaftswährung fiel dabei unter die Marke von 1,34 USD.
Die schlechte Nachricht kommt ausgerechnet an dem Tag, an dem sich Kanzlerin Angela Merkel und Frankreichs Präsident Nicolas Sarkozy auf eine Änderung der Euro-Verträge geeinigt haben. Damit wollten Merkel und Sarkozy politische Stärke bei der Bekämpfung der Euro-Krise demonstrieren. Die Pläne sollen auf einem EU-Gipfel Ende der Woche beschlossen werden.
In einer gemeinsamen Erklärung bekräftigten Merkel und Sarkozy am Montagabend daher ihren festen Willen, die Euro-Zone mit allen notwendigen Maßnahmen zu stabilisieren. Beide reagierten in einer gemeinsamen Erklärung auf die Ankündigung von Standard & Poor's, die Herabstufung mehrerer Euro-Staaten zu prüfen. Man nehme die Ankündigung zur Kenntnis, hieß es.
Rating verschärft Krise
Seit Wochen wird bereits über eine Herabstufung Frankreichs spekuliert. Es wird befürchtet, dass die Krise auch auf die Kernländer der Eurozone übergreifen könnte. Deutschland und Frankreich müssen die Hauptkosten für die Rettung des Euro stemmen. Vergangene Woche klingelte bereits die Ratingagentur Moody's mit der Alarmglocke: Die "schnelle Eskalation der Euro-Schulden- und Bankenkrise" bedrohe die Kreditwürdigkeit "aller europäischen Staaten". Laut Moody's werden das Pleite-Risiko und damit die Geldkosten steigen, solange keine starken Maßnahmen zur Eindämmung der Krise beschlossen werden.
Die Kreditwürdigkeit der Bundesrepublik wird wegen vergleichsweise solider Staatsfinanzen bisher von allen großen Ratingagenturen mit der Bestnote AAA bewertet, womit ein Zahlungsausfall als höchst unwahrscheinlich gilt. Je höher die Bonitätsnote, desto günstiger kommen Schuldner an Geld. In der Schuldenkrise hatten die Einschätzungen der mächtigen Ratingagenturen immer wieder für Wirbel gesorgt. Nach Herabstufungen wurde es für finanziell angeschlagene Länder immer schwerer, sich am Kapitalmarkt Geld zu besorgen. Die Krise verschärfte sich dadurch. (rtr/we)