München. . Bis zu vier Millionen Autofahrer suchen im November neue Policen. Die Insolvenz eines Anbieters kann üble Folgen haben. Deshalb sollte man beim Wechsel der Versicherung nicht nur auf den Preis schauen. Spätestens seit der Pleite des Billigversicherers Ineas zählt die Stabilität eines Anbieters.

Die Wechselfrist endet am Mittwoch. Bis zu vier Millionen Autofahrer suchen jährlich im November neue Kfz-Policen. Oft nur mit einem Ziel: billiger. „Es ist eine verbreitete Unvernunft, nur auf die Preise zu sehen“, warnt Manfred Poweleit, Chef des auf Versicherungen spezialisierten Informationsdienstleisters Map. Momentan kommt besonders viel Bewegung in den Markt, weil vor allem Bestandskunden erstmals seit sieben Jahren wieder mit teils kräftigen Beitragserhöhungen rechnen müssen, sagen Experten.

Entscheidend bei einem Wechsel sei, was ein vielgepriesener Billigversicherer tauge, betont Poweleit. Das ist nicht so leicht erkennbar wie der Beitrag. 73 von rund 100 deutschen Kfz-Versicherern hat Map deshalb auf Qualität untersucht und dabei neben der Police auch auf die finanzielle Stabilität eines Unternehmens geachtet. Spätestens seit der Pleite des Billigversicherers Ineas im Jahr 2010 ist das zum ernsthaften Argument geworden. Wer in der Insolvenzphase seines Kfz-Versicherers einen Unfall verursacht, könne ohne entsprechenden Schutz vor gewaltigen Regressforderungen seines Opfers stehen, warnt Po­weleit. Zudem sei das Fahren ohne Versicherungsschutz mit Haft bedroht.

Sieben Jahre Preiskampf haben bei Kfz-Versicherern bilanziell tiefe Spuren hinterlassen. Im vergangenen Jahr haben 57 von 73 Versicherungen teils tiefrote Zahlen geschrieben, stellt Map klar. Mehr als fünf Euro Verlust pro 100 Euro Beitragseinnahmen machten demnach HDI-Gerling, DBV und Nürnberger Allgemeine, während die HUK Coburg nicht nur Deutschlands größter, sondern auch der profitabelste Autoversicherer ist.

Wenn der Versicherer nicht zahlt

Verschärfend kommt für die defizitären Gesellschaften hinzu, dass nicht nur das eigentliche Geschäft mit der Kfz-Police oft Verluste bringt. Zudem hält die Staatsschuldenkrise die Zinsen am Boden, so dass die Assekuranz für versicherungstechnische Verluste kaum Ausgleich am Kapitalmarkt findet.

Billig kann ein Anbieter zudem auch deshalb sein, weil er im Schadensfall zunächst nicht zahlt, warnt Map. Dann wird vor Gericht gestritten. Von 100 000 Haftpflichtschäden gingen zuletzt im Schnitt 84 vor den Kadi, so viele wie in keiner anderen Versicherungssparte. Als besonders prozessanfällig hat Map im Schnitt der Jahre 2006 bis 2010 den Volkswohlbund geoutet, während die Hanse Merkur hier ganz oben rangiert.

Schließlich hat Map neun verschiedene Versicherungskonstellationen bei den am Test teilnehmenden Gesellschaften abgefragt und dabei die Vertragsqualität vor allem in puncto Leistung bewertet. Alle drei Kategorien zusammengerechnet, erhielten neun Gesellschaften die Höchstnote: HUK Coburg, Öffentliche Braunschweig, VGH, Provinzial Rheinland, WGV, Oldenburgische Landesbrandkasse, DEVK, BDV und Optima. Komplett bewertet wurden aber nur 33 Gesellschaften. Alle anderen hatten Daten nur in Auszügen zur Verfügung gestellt und damit wenig Interesse an Transparenz bekundet.