Essen. Nach 20 Jahren voller Ankündigungen beginnt in Deutschland jetzt doch noch die Ära des hochauflösenden Fernsehens, kurz HDTV. Der Startschuss fällt mit der Leichtathletik-WM Ende der Woche. Wer HDTV empfangen kann und was man dafür braucht - DerWesten beantwortet die wichtigsten Fragen.

Der Startschuss fällt Ende der Woche: ARD und ZDF werden mit der Leichtathletik-WM in Berlin (15. bis 23. August) erstmals ein Großereignis in der neuen TV-Norm live übertragen. Den 15 Millionen Flachbild-Fernsehgeräten mit dem Logo „HD ready” wird in den deutschen Haushalten damit das Programm-Futter geboten, mit dem sie Top-Technik endlich ausreizen können. Doch dafür sind weitere Geräte und Ausgaben notwendig.

Was ist HDTV?

Jetzt wird das Fernsehen scharf

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    Das ist der hochauflösende Fernsehstandard, bei dem die Bilder aus mindestens 1280 mal 1080 Punkten bestehen. Flachbild-Fernseher, die diese Norm und andere Kriterien (z. B. Breitbildformart 16:9) erfüllen, werden im Handel mit dem Logo „HD ready” angeboten. Die höchste Auflösung von 1920 mal 1080 Punkten wird häufig mit „Full HD” beworben. Zum Vergleich: Das seit 1967 genutzte Farbfernsehsystem PAL hat eine Auflösung von 720 mal 567 Punkten.

    Was braucht man für den HDTV-Empfang?

    Da es sich um eine völlig neue Technik handelt, können herkömmliche, analoge Röhrenfernseher, Videorekorder, aber auch digitale Antennen-, Sat- oder Kabel-Empfänger mit den ebenfalls digitalen HDTV-Signalen nichts anfangen. Selbst die zurzeit als supermodern verkauften Flachfernseher sind empfangstechnisch gesehen nur Augenwischerei. Denn die TV-Empfangsteile, die als „digitaler Tuner für DVB-T” oder „mit digitalem Sat-Receiver” beworben werden, können kein HDTV empfangen.

    Das ist so, als würde ein Sportwagen mit Käfer-Motor ausgestattet. Zwar kommen nun erste Fernseher mit HDTV-Empfangsteil auf den Markt, doch die 15 Millionen schon betriebenen Flachbildgeräte brauchen einen separaten HDTV-Empfänger.

    Was kosten HDTV-Boxen?

    Einfache HDTV-Satelliten-Receiver sind ab gut 100 Euro zu haben. Wer voll in die neue Technik investieren will, sollte einen HDTV-Empfänger mit persönlichem Festplattenrekorder (PVR) kaufen. Spitzengeräte kosten bis zu 600 Euro und können zwei hoch aufgelöste Programme gleichzeitig ohne Verlust speichern.

    Wie steht es mit dem HDTV-Empfang im Kabelnetz?

    Da sind die Informationen nicht eindeutig. In Läden des NRW-Kabelbetreibers Unitymedia kann der Kunde hören, dass über die Einspeisung solcher Programme erst Anfang 2010 entschieden werde. „Das stimmt nicht”, sagt hingegen ein Unitymedia-Sprecher. Die HD-Sendungen von ARD und ZDF seien ab sofort zu sehen. Dafür sei ein handelsüblicher HDTV-Kabeltuner nötig.

    Welche Programme sind zu sehen?

    Per Satellit frei empfangbar: Die neuen Programme „Das Erste HD” und „ZDF HD” senden während der Leichtathletik-WM im August. Im September gibt es HD während der Funkausstellung und im Dezember auch während der Weihnachtstage. Mit Beginn der Olympischen Winterspiele im Februar 2010 starten beide Sender ihren Dauerbetrieb. Außerdem sind schon das öffentlich-rechtliche „Arte HD” und der private Sender „Anixe HD” auf Sendung. Im Kabel ist die Lage unklar.

    Gibt es auch HD-Angebote im Bezahlfernsehen?

    Verschlüsselt und damit kostenpflichtig sind die sechs HD-Programme des Premiere-Nachfolger Sky. Sie können nur als Zusatzprogramme zu anderen Programmpaketen gebucht werden. Mindestkosten: knapp 27 Euro im Monat. Offiziell dürfen diese HD-Sendungen nur mit von Sky genehmigten Receivern gesehen werden. Wer schon einen nicht lizensierten Empfänger besitzt, hat also Pech – oder trifft auf Sky-Abo-Verkäufer, die auch Entschlüsselungskarten für nicht zugelassene Geräte anbieten.