Essen. Bezahlsender Sky und der DFB legen Amateurvereinen ein Angebot vor, in dem sie Mitgliedsdateien weitergeben sollen und Werbung für den Sender schalten sollen.

Diethelm Sauer wird seinem Namen gerecht. Der Geschäftsführer des SuS Wiederstein 1960 ist sauer. Seit er vom Fussball- und Leichtathletik-Verband Westfalen den Vertragsentwurf von Sky zugeschickt bekam. Demnach dürfte der 100 Mitglieder starke sauerländische Fußballverein für 49 Euro die Sonntagsspiele der Bundesliga im Vereinsheim zeigen. Die Voraussetzung: „Die teilnehmenden Vereine führen zweimal im Jahr eine Briefwerbung mit einem Privatabo-Angebot an ihre Mitglieder durch” und sie stellen „die Mitgliedsadressen der Vereine an Sky für Mailings, unter Beachtung der Datenschutz-Richtlinien” bereit.

Den Vertragsentwurf hat der DFB mit Sky ausgehandelt. Nach Protesten der Amateurvereine, die befürchteten, durch die sonntäglichen Bundesliga-Spiele unter Ausschluss der Öffentlichkeit spielen zu müssen. Die jetzige Empörung der Vereine kann man beim Dachverband nicht nachvollziehen. „Man kann den Vertrag akzeptieren oder ablehnen. Wie das in der freien Welt üblich ist”, sagt Harald Stenger, Mediendirektor des DFB. Abtretung von Adressen und Werbemaßnahmen seien eine „freiwillige Leistung”. Warum sie in dem Vertrag, der unserer Zeitung vorliegt, unter „Voraussetzungen” aufgelistet sind, konnte er nicht beantworten.

Nicht rentabel

„Unfug und völlig kontraproduktiv”, nennt Dr. Michael Schamberger, Düsseldorfer Anwalt mit Schwerpunkt Vereinsrecht, die Vertragsklauseln. Er bezweifelt, dass ein gemeinnütziger Verein Werbung für eine Fremdfirma machen darf. „Wenn die Mitglieder keine Werbung wollen, können sie das unterbinden”, erläutert er. Kritisch beurteilt er den Punkt, dass der Verein Daten weitergeben soll. Der Vorstand müsse jedes einzelne Mitglied anschreiben und fragen, ob es mit der Weitergabe seiner Daten einverstanden ist, sagt er. Das kostet Sauer 50 Euro – eine Sky-Monatsmiete. „Wahrscheinlich bekommen wir dann 30 Rückantworten, müssen den restlichen 70 hinterherlaufen”, so Sauer.

Rentabel sei der Deal nicht. „Wenn zu einem Top-Spiel in der C-Kreisliga, in der wir spielen, 20 zahlende Zuschauer kommen, sind wir glücklich”, erklärt Sauer. Das käme aber maximal zweimal in der Saison vor. Bei einem Eintritt von 2,50 Euro könne man dann zwei Monatsmieten für den Bezahlsender einnehmen.

Einen „eindeutigen Nachteil für die Vereine” erkennt auch Anwalt Schamberger. „Bei der massiven Werbung werden einige Fans abspringen und den Sonntagnachmittag statt auf dem Platz vor dem TV verbringen.” Von Sky war übrigens bis Redaktionsschluss keine Stellungnahme zu erhalten.