Frankfurt. Josef Ackermann verzichtet überraschend nach seinem für Mai 2012 geplanten Ausscheiden aus dem Vorstand der Deutschen Bank auf den Wechsel in den Aufsichtsrat. Offizielle Begründung: die “extrem herausfordernden Verhältnisse auf den internationalen Finanzmärkten“. Die Erklärung kam kurz nach der Meldung, dass die Staatsanwaltschaft im Zusammenhang mit dem Kirch-Prozess gegen Ackermann ermittelt.
Deutsche-Bank-Chef Josef Ackermann gibt seine umstrittenen Pläne für einen Wechsel an die Spitze des Aufsichtsrats auf. Der Schweizer stehe für ein Mandat im Kontrollgremium der Bank nicht mehr zur Verfügung, teilte das größte deutsche Geldhaus am Montag überraschend mit. Stattdessen solle Allianz-Finanzvorstand Paul Achleitner neuer Chef-Kontrolleur des Frankfurter Instituts werden.
Zur Begründung für den Verzicht erklärte Ackermann, die extrem herausfordernden Verhältnisse auf den Finanzmärkten und im politisch-regulatorischen Umfeld verlangten seine volle Aufmerksamkeit als Vorstandschef. Sie ließen ihm keinen Raum für die bei einem Wechsel in den Aufsichtsrat erforderlichen vielen Einzelgespräche mit Aktionären.
Staatsanwaltschaft ermittelt
Der direkte Wechsel Ackermanns an die Spitze des Aufsichtsrats war von einigen Investoren und in der Politik kritisiert worden. Sie witterten einen Verstoß gegen die Regeln der guten Unternehmensführung (Corporate Governance). Am Montag war zudem bekannt geworden, dass die Staatsanwaltschaft gegen Ackermann ermittelt. Hintergrund ist der Prozess des mittlerweile verstorbenen Medienmoguls Leo Kirch gegen die Bank, der dem Institut die Schuld für die Pleite seines Medienimperiums gab. Ackermann und anderen Top-Bankern wird versuchter Prozessbetrug vorgeworfen.
Ackermann soll auf der Hauptversammlung im Mai 2012 den Vorstandsvorsitz an seine Nachfolger Anshu Jain und Jürgen Fitschen abgeben. Besonders die Arbeitnehmervertreter im Kontrollgremium hatten sich für einen gleichzeitigen Wechsel des Schweizers an die Spitze des Aufsichtsrats stark gemacht, da sie unter Jain Führung sonst eine zu starke Stellung des riskanten Investmentbankings befürchteten.
Allerdings sind unmittelbare Wechsel vom operativ tätigen Vorstand ins Aufsichtsgremium nach den Prinzipien der guten Unternehmensführung umstritten. Es gelten in Deutschland hohe Hürden: Ackermann hätte von Aktionären vorgeschlagen werden müssen, die zusammen mehr als 25 Prozent der Stimmrechte haben. Das wäre mühsam geworden, räumten Bankinsider ein. (rtr)