Hannover. . Dort, wo sich DSL nicht rechnet, setzen die Telefonanbieter auf den neuen Funkstandard LTE. Erste Angebote gibt es bei der Cebit - und einen Termin, wann das Angebot auch in NRW verfügbar sein soll.

4,4 Milliarden Euro ha­ben Vodafone, Deutsche Telekom, E-Plus und O2 im vergangenen Jahr locker ge­macht, um die be­gehrten LTE-Sendefrequenzen zu ersteigern. LTE steht für Long Term Evolution. Der neue Übertragungsstandard soll Internet mit bis zu 100 Megabit pro Sekunde möglich machen – und das drahtlos. Das kabelgebundene DSL schafft in seiner schnellsten Variante gerade einmal die Hälfte. Ab heute stellen die Mobilfunkbetreiber ihre LTE-An­gebote auf der Computermesse Cebit in Hannover vor. Ab April wollen die meisten Preise nennen – und erste An­gebote bewerben.

Damals, im Mai 2010, hatte die Bundesnetzagentur mit der Versteigerung der neuen Mobilfunkfrequenzen ganz konkrete Auflagen verbunden. Bevor die Mobilfunker den neuen LTE-Standard in die Ballungsgebiete tragen, müssen sie dafür sorgen, dass die weißen Flecken auf der Landkarte verschwinden. Als solche werden Gebiete be­zeichnet, in denen Internet-Anschlüsse nicht schneller als ein Megabit pro Sekunde sind. Und das betrifft vor allem Städte und Gemeinden mit weniger als 5000 Einwohnern – und ländliche Gebiete. Laut Deutsche Telekom sind das etwa sieben bis acht Prozent aller Haushalte in Deutschland. Auch die sollen künftig per Funk Youtube und Facebook, Ebay und Co. in angemessener Geschwindigkeit ge­nießen können.

LTE-Handys lassen noch auf sich warten

Dabei verfolgen die Anbieter ähnliche Strategien. LTE soll nicht etwa das Surfen auf dem Mobiltelefon beschleunigen, sondern dem heimischen Computer zu mehr Übertragungsgeschwindigkeit im In­ternet verhelfen. Erste Endgeräte sind be­reits in Planung oder im Testbetrieb. Die sogenannten Surf-Sticks werden per USB-Schnittstelle an den Computer angeschlossen und stellen eine Verbindung zum Funknetz her. Auch LTE-fähige Router für das heimische Netzwerk soll es in Kürze geben. So stellt der Hersteller AVM auf der Cebit eine LTE-Variante seines Verkaufsschlagers Fritz!Box vor.

Handys, die das schnelle Funknetz nutzen, dürften allerdings noch auf sich warten lassen. „Von heute an wird noch ein gutes Jahr ins Land gehen“, sagt Dirk Wende von der Deutschen Telekom. Zwar hätten bereits alle namhaften Mobiltelefon-Hersteller wie Samsung und HTC Geräte an­gekündigt, die mit dem neuen Standard funken, allerdings müssten sie auch Sorge tragen, dass die Handys alle anderen Übertragungsstandards wie UMTS und GSM beherrschen. Falls Kunden in ein Gebiet geraten sollten, wo kein LTE zur Verfügung stehe. Das koste eben Entwicklungszeit.

Nur Vodafone nennt bislang Preise

Zu Preisen will bislang nur Vodafone etwas sagen: Deren LTE-Angebot ist bereits seit Dezember an 25 Standorten in NRW buchbar. Los geht’s ab etwa 30 Euro für 3,6 Megabit und fünf Gigabyte Download-Volumen. Bei O2 gibt man sich zurückhaltender: „Sie dürfen davon ausgehen, dass unser Angebot preislich sehr attraktiv sein wird“, sagt Markus Göbel von O2. Muss es auch. Ein DSL-Anschluss mit Internet-Flatrate ist heute für 20 bis 30 Euro zu haben. Sollten die LTE-Anschlüsse weit darüber liegen, wären sie nur für Kunden at­traktiv, die keine Al­ternative haben.

Und wann ist LTE in NRW großflächig verfügbar? Mitte des Jahres, rechnen die großen Anbieter vor. Allzu kompliziert ist der Ausbau der Netze nämlich nicht. Die Mobilfunkfirmen können bestehende Antennenstandorte einfach erweitern – nicht nur in Ballungsgebieten. In Meerhof bei Marsberg ist die neue Technik bereits angekommen. Mitten im Hochsauerland. Wo früher nur weiße Flecken waren.