Essen. Für Karstadt liegt die Zukunft im Online-Geschäft, erklärt der Chef der Online-Sparte des Unternehmens, Michael Melzer. Er will im Online-Bereich kräftig zulegen - zum Beispiel mit einem neuen Portal.

Karstadt will sein Online-Geschäft neu ausrichten und geht dafür mit einem neuen Onlineportal an den Start: karstadtsport.de soll in den kommenden Tagen starten. Im Gespräch mit der DerWesten erklärt der Karstadt.de-Chef Michael Melzer das Konzept und seine Ziele.

Welche Rolle spielt das Internet im Strategie-Programm namens „Karstadt 2015“?


Michael Melzer: Eine ganz wichtige Rolle. Wir verfolgen eine klare Multi-Channel Strategie, also eine Verknüpfung von Online- und stationärem Handel. Karstadt wird im Online-Handel kräftig wachsen. Wir gehen davon aus, dass Karstadt damit mittelfristig einen Umsatzanteil von über zehn Prozent innerhalb des Unternehmens erreichen kann. Dabei sind wir auf einem sehr guten Weg.

Was hat sich getan, seit Karstadt mit Nicolas Berggruen einen neuen Eigentümer hat und Andrew Jennings in Essen die Geschäfte führt?


Im Online-Bereich haben wir Anfang August unseren Internetauftritt Karstadt.de erneuert. Seitdem verzeichnen wir im Schnitt ein Umsatzwachstum von 30 Prozent im Vergleich zu den Vorjahreswerten. Tendenz steigend.

Konkrete Zahlen nennt Melzer nicht

Welchen Umsatz und Gewinn erreicht Karstadt im Online-Handel?


Absolute Zahlen möchten wir aus Wettbewerbsgründen nicht nennen. Aber so viel kann ich sagen: Wir sind profitabel und befinden uns auf einem klaren Wachstumskurs.

Sind Sie im Online-Geschäft schon dort, wo Sie sein möchten?


Nein, denn wir sind sehr ambitioniert und sehen noch ein erhebliches Potenzial. Auch im Sportbereich setzen wir stark auf Expansion. Karstadt Sports ist mit seinen Filialen im Einzelhandel bereits jetzt Marktführer. Davon können wir auch mit unseren Online-Angeboten profitieren.

Konkreter bitte.


In dieser Woche haben wir die Internet-Seite Karstadtsport.de freigeschaltet. Der neue, moderne Online-Auftritt spricht den ambitionierten Sportler an und wird ein wesentlicher Wachstumstreiber sein. Außerdem haben wir eine Application (App) für Iphones auf den Markt gebracht, damit unsere Kunden jederzeit und überall sehen können, welche Angebote und Events wir zu bieten haben. Das werden gewiss nicht die letzten Neuerungen bleiben.

Keine Konkurrenz im eigenen Haus befürchtet

Machen Sie sich durch das Internet Konkurrenz im eigenen Haus?


Im Gegenteil: Wir werden unsere Karstadt-Sport-Filialen und Warenhäuser noch stärker mit unserem Geschäft im Internet vernetzen. Innerhalb der nächsten Wochen statten wir zum Beispiel Filialen mit großen Touchscreen-Geräten aus, damit sich die Kunden künftig auch vor Ort über unsere Angebote und Dienstleistungen im Netz informieren können. Schließlich werden Einkaufen, Umtauschen und Retournieren unbegrenzt on- und offline möglich sein. Online bedeutet zu Hause, in der Filiale oder mobil unterwegs.

Warum sollen Kunden noch ins Kaufhaus oder die Sportfilialen gehen, wenn sie die Waren auch im Internet bestellen können?


Die beiden Vertriebswege ergänzen sich doch perfekt. Ein Beispiel: Über 50 Prozent der Kunden schauen vor einem Filialbesuch online nach Produkten und über 10 Prozent Kunden recherchieren auf unseren Internet-Seiten, ob ein bestimmtes Produkt in der benachbarten Karstadt-Filiale erhältlich ist. Das ist ein Service, von dem beide Seiten profitieren.

Karstadt Sport hat eben erst in Wiesbaden eine neue Filiale eröffnet. Sind weitere Neueröffnungen geplant?


Wir verfolgen eine klare Expansionsstrategie. Anfang nächsten Jahres wollen wir zwei weitere Sport-Filialen eröffnen. Wo, das werden wir zu gegebener Zeit mitteilen.

Zum Karstadt-Konzern gehörte bis zur Insolvenz mit Quelle ein großer Versandhändler. Was wollen Sie anders machen als in der Vergangenheit?


Wir möchten nicht zurückblicken, sondern nach vorne schauen. Jetzt ist E-Commerce eine wichtige Säule innerhalb von Karstadt. Wir arbeiten täglich hart daran, diese Säule zu stärken.