Neuss. . Das Wintersemester hat begonnen - mit so vielen Erstsemestern wie nie zuvor. Angesichts überfüllter Hörsäle drängst es viele Studierende zum Wechsel. Der Studienberater Claus Caspers gibt Tipps über die richtige Fächer-Wahl.
Was soll ich studieren? Welche Studienrichtung passt zu mir? Wie sehen die späteren Berufsperspektiven aus? Werde ich glücklich werden? Studiert nicht jeder BWL? Könnte ich vielleicht eine gute Lehrerin sein? Was werden meine Eltern von mir denken? Sind die anderen nicht viel besser als ich? Schaffe ich mein Abitur überhaupt?
Anne hat Angst. Fragen über Fragen – typisch für diese Lebensphase, in der es nun mal mehr Frage- als Ausrufezeichen gibt. Sie ist aber nicht allein in dieser Situation. Ihre Generation sieht sich drei großen Herausforderungen bei der Studienwahl ausgesetzt:
Die Erwartungshaltung: Eltern, Familie, aber auch Freunde äußern Ansprüche, Ideen, gute Ratschläge, und doch weiß nur Anne, was wirklich in ihr vorgeht. Nur sie kann sich wirklich mit ihren Interessen und Gedanken auseinandersetzen.
Generation Google
Die zweite Herausforderung ist ihre Zugehörigkeit zur Generation Google. Eine Studienidee wird in eine gedankliche Suchmaske eingegeben, dann möchte Anne alle Konsequenzen für das Leben transparent dargestellt bekommen – nur leider funktioniert Leben so nicht.
Als drittes ist der „Kühlschrank“ sprichwörtlich voll, Anne hat Entscheidungsfreiheit. Sie kann an 635 Hochschulen zwischen mehr als 15 700 Bachelor- und Masterangeboten wählen.
Auszeit nach dem Abi
In der Studienberatung wird die daraus resultierende Angst vor der Studienwahl täglich erlebt. Noch nie interessierten sich wie in diesem Jahr so viele junge Menschen für eine zwölfmonatige Auszeit nach dem Abitur – oftmals ist die Angst vor der Entscheidung der Grund. Doch dies macht es nicht leichter, eine deutlich zunehmende Zahl an Bewerbern schränkt zukünftige Möglichkeiten ein.
Im Hinblick auf die Doppeljahrgänge wegen der verkürzten Zeit zum Abitur und des Wegfalls der Bundeswehr sehen sich die Hochschulen mit einem enormen Bewerberansturm konfrontiert. Waren es im Rekordsemester 2010/11 bundesweit noch 442 600 Studienanfänger, so werden in diesem Wintersemester bereits mehr als 500 000 junge Menschen erwartet. Die Studienplätze sind limitiert, steigende Notendurchschnitte die Konsequenz. Diese Werte werden in den kommenden Jahren noch steigen – nach den ersten Bundesländern wird auch NRW 2013 den Doppeljahrgang aus den Gymnasien verabschieden.
Rechtzeitig kümmern
Alle diese Rahmenbedingungen in Kombination mit unterschiedlichen Bewerbungsfristen und -inhalten empfehlen klar die Vorgehensweise, sich rechtzeitig und richtig mit der Studienwahl auseinanderzusetzen. Viele Schüler tun dies nur oberflächlich. Die Folge: 20 Prozent und mehr brechen frühzeitig das Studium ab. Häufigster Grund ist dabei eine schlecht vorbereitete Entscheidungsfindung.
Anne ringt sich durch und setzt sich zuerst intensiv mit ihren individuellen Fähigkeiten und Leidenschaften auseinander. Hilfreich sind dabei Gespräche mit Freunden, Studenten und Berufstätigen. Sie absolviert Testverfahren. Ein Testergebnis ist aber abhängig von der Tagesform und der Art und Weise, wie man die Fragen der Verfasser interpretiert. Sie schreibt alle Eindrücke auf.
Die folgende Selbstreflexion konzentriert sich im Kern auf Annes tiefes Interesse an Menschen, Einfühlungsvermögen und analytischem Denken. Darauf aufbauend begibt sie sich auf die Suche nach den dazu passenden Studienrichtungen. Sie besucht verschiedene Hochschulen an Tagen der offenen Tür und geht in Beispielvorlesungen. Innerhalb weiterer Gespräche mit Studenten und den Studienberatungen der Hochschulen werden ihre Eindrücke verfestigt. Ihre Ängste und Fragen klären sich immer mehr aufgrund der Informationen.
Berufsoptionen prüfen
Von allen Möglichkeiten spricht Anne Psychologie am deutlichsten an – Kopf und Bauch sind sich einig. Die Bachelorprogramme der Psychologie variieren teilweise hinsichtlich der Inhalte und der Zugangsbedingungen. Daher erstellt sich Anne eine detaillierte Übersicht. Mit dem richtigen Abiturschnitt kommt sie nach Münster – Studien- und Lebensqualität stimmen. Innerhalb von Praktika in einer Psychiatrischen Ambulanz, einer Personalabteilung und in einer Werbeagentur möchte Anne in den kommenden Semesterferien mögliche Berufsoptionen überprüfen.
Dies sind einige Beispiele, wie sich Anne frühzeitig und richtig mit der Studienwahl auseinandergesetzt hat. Die Berufenet Datenbank der Bundesagentur für Arbeit nennt Suchenden, aufbauend auf ihren Interessen, Optionen für mögliche Studiengänge, die infrage kämen.
Hochschulkompass.de liefert im Internet eine Übersicht dieser verschiedenen Studiengänge und Hochschulen. In deren Internetauftritten werden in den Studiengangbeschreibungen die Inhalte erklärt, Portale wie studienwahl.de oder studienrichtung.de unterstützen die Suchenden bei ihrer Recherche.