Duisburg. .
Dass das Semester begonnen hat, lässt sich nicht nur am Beginn der Vorlesungen, Seminare und Übungen erkennen. Es gibt auch einige andere unübersehbare Indizien dafür.
Die Busse, die den Campus ansteuern, gleichen Sardinenbüchsen, in denen sich die Studenten so dicht aneinander reihen müssen, dass die ohnehin nicht vorhandenen Sicherheitsgurte überflüssig werden. Bewegungsspielraum gibt es nämlich nicht.
Wer von vornherein darauf verzichtet und mit dem Auto anreist, braucht starke Nerven. Die Suche nach einem Abstellort für das motorisierte Gefährt gleicht einem Geduldsspiel.
Die fleißigen Mitarbeiter in den Mensen (in Duisburg gibt es drei) arbeiten im Akkord, um die hungrigen Nachwuchsakademiker zu sättigen.
Alles nichts Neues, wird sich der Eine oder Andere an dieser Stelle denken. Ein ganz normaler Semesterbeginn eben. Doch ganz so normal ist es in diesem Semester eben doch nicht. Die Aussetzung der Wehrpflicht und die doppelten Abiturjahrgänge in Bayern und Niedersachsen machen sich bemerkbar. Überfüllte Hörsäle und Tutorien sind die Folge. Die Institute der Universität Duisburg-Essen geben sich jede Mühe, mit der Situation zurecht zukommen. Unmittelbar vor Beginn der Lehrveranstaltungen werden die Teilnehmergrenzen nach oben korrigiert, um jedem Studenten auch einen Platz bieten zu können. So kommen beispielsweise bei den Politikwissenschaftlern 50 Erstsemestler auf einen Tutor. Normal wären 30. Ideale Studienbedingungen für die jetzt schon 34.500 Studenten an der UDE sehen anders aus. Die Physiker verzeichnen, nach Angabe eines Fachschaftsrates, einen Anstieg von fast 100 Prozent bei den Neuanmeldungen. Nicht auszudenken, welche Herausforderungen der UDE erst 2013 bevorstehen, wenn der doppelte Abiturjahrgang in NRW an die Unis drängt.
Die Universitätsleitung sieht sich trotz allem gut vorbereitet. „Wenn 2013 zwei Jahrgangsklassen gleichzeitig das Abitur ablegen, wird das die Hochschulen des Landes vor eine enorme Herausforderung stellen. Die UDE ist gut gerüstet, sie bereitet sich seit langem intensiv auf den zu erwartenden Studierendenansturm vor“, heißt es aus der Pressestelle. Auch die zuständige Prorektorin Ingrid Lotz-Ahrens sieht keinen Grund zur Panik: „Wir bauen seit mehreren Jahren unsere besonders nachgefragten Studiengänge weiter aus, stellen mehr Lehrpersonal ein, stocken die Hörsaalkapazitäten auf und erweitern die universitären Servicebereiche.“ In einem landesweit einmaligen Zuwachs seien so im Vergleich zu 2007 bereits über 1150 zusätzliche Studienplätze pro Jahr eingerichtet – vor allem in stark nachgefragten Numerus Clausus-Fächern wie BWL, Kognitions- und Medienwissenschaften, Kulturwirt, Wirtschaftsingenieurwesen, aber auch in vielen Lehramtsfächern. Bis 2015 will die UDE 3288 zusätzliche Studienanfänger aufnehmen.
Für wie viele Studenten die UDE überhaupt ausgerichtet ist und wie viele „Erstis“ allein in diesem Semester aufgenommen wurden, wollte Uni-Sprecherin Beate Kostka nicht kommentieren. Noch nicht. „Wir werden am Donnerstag dazu Auskunft geben“, erklärte sie auf Nachfrage. Zur Einschätzung der Studenten, dass es auf dem Campus deutlich voller geworden ist (siehe Umfrage), sagte Kostka: „Dies ist ein Eindruck, der sich üblicherweise immer zu Beginn des Wintersemesters einstellt, meist aber in den Folgewochen tendenziell wieder abflaut.“
Bleibt abzuwarten, wer sich täuscht.