Duisburg/Essen. .

Nächste Woche beginnt das neue Semester und an der Uni Duisburg-Essen. Es wird so voll wie nie zuvor. Weit über 60.000 Bewerbungen waren bis zum Beginn der Einführungswoche am Montag für das kommende Wintersemester eingegangen.

Er ist der erste Vorbote für die Universitäten: Der Sommer 2011 und mit ihm die ersten doppelten Abiturjahrgänge die an die Hochschulen strömen. Auch wenn aus Nordrhein-Westfalen die große Abi-Flut erst 2013 kommt, so reichen die ausgesetzte Wehrpflicht und die doppelten Jahrgänge aus Niedersachsen und Bayern, um an der Universität Duisburg-Essen (UDE) für einen neuen Rekord zu sorgen.

Dem Ansturm gewachsen?

Weit über 60.000 Bewerbungen waren bis zum Beginn der Einführungswoche am Montag für das kommende Wintersemester eingegangen, allein 58.365 davon für die 41 zulassungsbeschränkten Studiengänge. Schon 2010 wurden über 40.000 Bewerbungen registriert, damals fanden 5000 Schulabgänger einen Studienplatz, dieses Jahr sollen es bis zu 8000 werden. Genauere Zahlen kann die Uni noch nicht nennen, „das Bewerbungsverfahren für die zulassungsfreien Fächer läuft noch“, erklärt Sprecherin Katrin Braun.

Dass man dem Ansturm gewachsen ist, davon scheint man am Campus überzeugt. Über 1000 neue Studienplätze wurden geschaffen, 30 neue Professoren und zusätzliche Wissenschaftliche Mitarbeiter eingestellt. „Damit sind wir sehr gut gerüstet“, sagt Braun.

Doch wie sehen das die neuen Bildungsnehmer am Campus? Christian Michel fängt ab Montag mit seinem Betriebswirtschaftslehre-Studium an. Damit ist er einer von rund 400 neuen BWLern, hinzu kommen Fakultätsneuzugänge für Volkswirtschaftslehre und Wirtschaftsinformatik. Die Orientierungswoche gab einen ersten Eindruck dessen, was die Studenten des größten Studiengangs an der Uni erwartet: volle Hörsäle.

„Der große Ansturm auf die Vorlesungen hält meist nur die ersten Wochen an“

„Bei einem Vorkurs, der um 10.30 Uhr begann, musste man um 9 Uhr da sein, um einen Sitzplatz im Audimax zu ergattern“, berichtet Michel. Dabei sind die 670 Sitzplätze im Audimax schon das Maximum, was die Uni an Raumkapazitäten zu bieten hat. Und die Uni bereitet ihre BWLer auf die ungünstigen Studienbedingungen vor. „Die Tutoren haben uns erklärt, dass man zu den Vorlesungen immer mindestens eine halbe Stunde eher da sein soll, sonst wird's knapp mit den Sitzplätzen“, sagt Alexander Kucharski, Abiturient vom Viktoria-Gymnasium. „Nicht ideal“, so ist sein Eindruck von den Bedingungen nach der ersten Woche. Dabei sieht er in seinem Studium eine große Chance. „Ich wollte unbedingt an diese Uni, denn hier kann ich meinen Master in Energiewirtschaft machen“, sein späteres Traumarbeitsfeld.

Dass es gerade zu Beginn immer wieder eng wird in den Räumen, bestätigt auch Katharina Huwer vom Fakultätssekretariat. Doch ihre Erfahrung ist: „Der große Ansturm auf die Vorlesungen hält meist nur die ersten Wochen an“, dann nehme das Interesse an Vorlesungen und Veranstaltungen wieder ab und „plötzlich sind nur noch 100 von 700 Plätzen belegt“. Wenn es dann doch mal zu erheblichen Raumproblemen kommt, „dann ändern wir auch die Belegung, da können wir reagieren“.

Zum Beispiel mit den neuen Raum-Möglichkeiten im Cinemaxx. Hier können nachmittags in den sieben Kinosälen insgesamt 2800 Studenten Platz finden. Bis das neue Hörsaalzentrum 2014 gebaut ist, wird das so bleiben.

Alles halb so wild also? „So genau können wir das noch nicht sagen“, erklärt Huwer. Schließlich beruhe die aktuelle Belegung auf einer Kalkulation. „Welchen Zuspruch die Veranstaltungen letztlich haben, dass kann man erst in einigen Wochen sagen“. Bleibt also zu hoffen, dass „nicht alle durchhalten“, wie Kucharski es ausdrückt.

Studis reden Klartext

Cem (28), 8. Semester VWL:
Cem (28), 8. Semester VWL: "Am Anfang waren die Vorlesungen total überfüllt. Und manche Klausuren können nur einmal jährlich geschrieben werden, nicht einmal pro Semester. Da verliert man viel Zeit. Dafür ist die PC-Ausstattung in der Bibliothek gut." © WAZ FotoPool
Simon (30), 6. Semester WiWi:
Simon (30), 6. Semester WiWi: "Das Bachelor-Studium lässt keinen Platz für etwas anderes. Man muss kontinuierlich lernen, auch am Wochenende, auch abends. Aber ich habe es so gewollt, aus meinem früheren Beruf als Bankkauffrau wollte ich ‘raus." © WAZ FotoPool
Mneg (22), studiert Germanistik in Peking:
Mneg (22), studiert Germanistik in Peking: "Ich bin seit Herbst 2010 hier als Austausch-Studentin. Mir gefällt die Uni gut. Die meisten Kommilitonen sind nett. Also, fast alle. Am besten finde ich die Mensa, das Essen ist spitze." © WAZ FotoPool
Japeth (34), 6. Semester WiWi:
Japeth (34), 6. Semester WiWi: "Ich bin Vater einer Tochter. Ich habe sie hier an der Uni im Kindergarten. Das ist super. Wäre die Uni nicht so familienfreundlich, hätte ich nicht noch studieren können. In Kamerun habe ich früher in einer Bank gearbeitet." © WAZ FotoPool
Malte (25), studiert Primarstufe (Grundschul-Lehramt):
Malte (25), studiert Primarstufe (Grundschul-Lehramt): "Eigentlich nervt mich gar nichts an der Uni. Ich hätte ganz gern Lehramt nach dem Bachelor-/Master-System studiert, aber das fängt ja erst im Herbst an. Das Verschulte fände ich gut." © WAZ FotoPool
Jörn (23), Lehramt Sport und Mathe:
Jörn (23), Lehramt Sport und Mathe: "Ich bin froh, dass ich noch das Lehramt-Studium nach alter Art studieren kann. Ich habe mich auch extra darum bemüht, das war für die Wahl des Studienorts entscheidend." © WAZ FotoPool
Yeter (23), 6. Sem. Lehramt Germanistik:
Yeter (23), 6. Sem. Lehramt Germanistik: "Die Toiletten sind eine Zumutung. Die meisten sind sanierungsbedürftig, dreckig und kaputt. Die Türen kann man oft nicht schließen. Gut sind nur die neuen Klos im Audimax." © WAZ FotoPool
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