Essen. . Metro wankt: Schlechte Zahlen und negative Schlagzeilen machen dem Handelsriesen zu schaffen. Metro-Chef Cordes soll das Vertrauen des Aufsichtsrats verloren haben. Im November soll über die Personalie entschieden werden.
Der deutsche Handelsriese Metro gerät ins Wanken: Im ersten Halbjahr blieb nicht nur der wirtschaftliche Erfolg hinter den Erwartungen zurück. Jetzt leisten sich die Düsseldorfer auch noch eine Führungskrise: Metro-Vorstandschef Eckhard Cordes hat offenbar das Vertrauen des Aufsichtsrates verloren.
Als ob er es geahnt hätte: Angesprochen auf seine berufliche Zukunft wollte sich Cordes (60) nie öffentlich festlegen, ob er seinen Vertrag über Oktober 2012 hinaus verlängern will. Die Entscheidung könnte ihm der Aufsichtsrat nun abnehmen. Die Financial Times Deutschland (FTD) zitierte einen Aufsichtsrat mit den Worten, es gebe für Cordes „keine Mehrheit“.
Metro erklärte, die Berichte nicht kommentieren zu wollen, versuchte sich aber dennoch an einer Art Dementi: Die Mehrheit im Metro-Aufsichtsrat hätten die Familien Haniel und Schmidt-Ruthenbeck, betonte ein Sprecher. Und die hätten nicht mit der FTD gesprochen.
Cordes hat die Gewerkschaft Verdi gegen sich
Die Botschaft sollte wohl lauten, die Arbeitgeberseite stehe zu Cordes, Kritiker könnten höchstens von der Arbeitnehmerseite kommen. Doch wie diese Zeitung aus Unternehmenskreisen erfuhr, gibt es zur Personalie Cordes im Kontrollgremium keine Meinungsverschiedenheiten zwischen beiden Seiten. Dazu passt die Äußerung aus dem Umfeld der Gesellschafter: „Der Meinungsbildungsprozess ist abgeschlossen.“ Das kann angesichts der geäußerten Kritik nur Einigkeit gegen Cordes bedeuten.
Eine Entscheidung soll offenbar in einer für November geplanten Aufsichtsratssitzung fallen. Um einen Eklat zu vermeiden, hofften die Metro-Aufseher darauf, dass Cordes von sich aus seinen Verzicht auf den Chefsessel erklärt.
Cordes hat die Dienstleistungsgewerkschaft Verdi, die zwei Aufsichtsräte stellt, gegen sich, seit er 2009 den Abbau von weltweit 15 000 Stellen ankündigte. Zur Person mochte sich Verdi gestern nicht äußern. Doch wie man auch indirekt deutlich werden kann, bewies ein Verdi-Sprecher: „Vorstandsverträge werden wohlweislich auf Zeit geschlossen, damit die Aufsichtsräte gegebenenfalls die Möglichkeit haben, personelle Weichen neu zu stellen.“