Essen. Möglicherweise fällt am Dienstag der Verwaltungsrat von General Motors die endgültige Entscheidung, seine europäische Opel-Tochter zum größten Teil an Magna zu verkaufen. Die Zeichen dafür mehren sich.

Lang wie ein Kaugummi im Comic zieht sich das Gerangel um die Zukunft von Opel, und wie bei einem alten Kaugummi ist den meisten längst der Geschmack auf die Auseinandersetzung abhanden gekommen. Fast ein halbes Jahr nach der grundsätzlichen Einigung im Kanzleramt stehen jetzt die Anzeichen auf Abschluss, wieder einmal. Am heutigen Dienstag soll der Verwaltungsrat von General Motors (GM) als das entscheidende Gremium dem Verkauf an Magna zustimmen.

Ministerpräsidenten schließen Nachverhandlung aus

Die Zeichen an der Wand scheinen diesmal unübersehbar zu sein: GM-Boss Henderson hat gerade gegenüber seinen Managern den Zeitpunkt für das Finale mit „demnächst” angegeben. Der neue Bundeswirtschaftsminister Brüderle verkündete, er sehe gute Zukunftschancen für den angeschlagenen Autobauer und Opel baue „hervorragende Autos”. IG-Metall Chef Huber zweifelt nicht am Verkauf. Die Ministerpräsidenten der Bundesländer mit Opel-Standorten schließen noch einmal alle Nachverhandlungen aus, sollte der Deal jetzt noch platzen.

Das wohl stärkste Indiz für einen bevorstehenden Abschluss sind jedoch die Personalspekulationen über die künftige Führung von New Opel. Der bisher als Spitzenkandidat gehandelte starke Mann, der langjährige Opel-Europachef Carl-Peter Forster, soll sich nach Informationen der „Wirtschafts-Woche” bereits auf Jobsuche befinden.

Das Magazin nennt Herbert Demel, der derzeit Magnas Fahrzeugtechnik in Graz leitet. Der Österreicher ist ein allseits anerkannter Experte, reüssierte als zupackender Audi-Chef und scheiterte als Fiat-Boss an den italienischen Machtstrukturen. Das „Handelsblatt” dagegen brachte Demels Kollegen Manfred Eibeck ins Spiel. Der 49-jährige Vize-Präsident von Magna Europa war früher bei Opel und kennt das Unternehmen.

Personalentscheidungen als Signal für Trennung?

Zu den Spekulationen über die Führungsfrage kommen ganz reale Verschiebungen bei Opel. So wurde der Bereich Unternehmenskommunikation neu geordnet, ein Kernbereich bei der Umstrukturierung einer großen Firma unter neuen Eigentümern. Auch für Automobilprofessor Dudenhöffer zeigen diverse Personalentscheidungen, dass die GM-Führung sich bereits auf die teilweise Opel-Abtrennung eingestellt hat.

Nach den bekannten Plänen sollen 55 Prozent von Opel in Europa an Magna und seinen russischen Partner, die staatsnahe Sberbank, gehen. 35 Prozent behält GM. Zehn Prozent erhalten die Arbeitnehmer im Gegenzug für ihren Lohnverzicht im Rahmen des Sanierungsplans. Über Stellenabbau und Schließung des Werks im belgischen Antwerpen soll es inzwischen eine Übereinkunft mit den Arbeitnehmervertretern geben.

Dann fehlt nur noch die Zustimmung der EU, die sich bis Ende November zur Rechtmäßigkeit des Vertragsentwurfs äußern will. Keiner rechnet damit, dass dann noch die Übernahme wie eine überstrapazierte Kaugummiblase platzen könnte.