Rüsselsheim. Die Arbeitnehmervertretungen der europäischen Opel-Standorte haben am Dienstag dem Kauf-Interessenten Magna umfangreiche Kostensenkungen zugesichert. Die Belegschaft werde 2010 und 2011 auf Teile des Urlaubs- und Weihnachsgeld verzichten, bekomme aber Anteile an New Opel.

Der Betriebsrat von Opel hat den Weg frei gemacht für eine Übernahme des Rüsselsheimer Autobauers durch den Zulieferer Magna. Der europäische Betriebsrat und die Arbeitnehmervertretungen in den Ländern mit Opel-Standorten hätten sich mit dem österreichisch-kanadischen Unternehmen auf Beiträge der Belegschaft zur Kostensenkung verständigt, teilte der Betriebsrat am Dienstag in Rüsselsheim mit. Es sei vorgesehen, dass in den kommenden Jahren bei der Belegschaft jährlich 265 Millionen Euro eingespart würden. Im Gegenzug würden die Mitarbeiter mit rund zehn Prozent an Opel beteiligt und bekämen dadurch ein Mitspracherecht bei dem Autobauer.

Ein wichtiger Bestandteil der Vereinbarung zwischen den Arbeitnehmervertretern und Magna sei «das beiderseitige Ziel, alles zu tun, um Werksschließungen und betriebsbedingte Kündigungen zu vermeiden», erklärte der Betriebsrat. Für 2010 und 2011 sei unter anderem Vorgesehen, das Teile des Weihnachts- und Urlaubsgeldes eingebracht würden. Auch werde bis 2011 auf Lohnerhöhungen verzichtet, ab 2012 solle dann zu den Tarifverträgen zurückgekehrt werden.

Die Vereinbarungen seien jedoch nur gültig, wenn die bisherige Opel-Mutter, der US-Autobauer Generals Motors (GM), den Vertrag für den Verkauf von Opel an Magna tatsächlich unterzeichne, erklärte der Betriebsrat. Der Verwaltungsrat von GM wollte am Dienstag in Detroit erneut über den Verkauf von Opel an Magna beraten.

Forster wird offenbar nicht Opel-Chef bleiben

Unterdessen will der künftige Opel-Eigner Magna bei dem deutschen Autobauer offenbar eine neue Führung durchsetzen. Wie die «Hannoversche Allgemeine Zeitung» unter Berufung auf Unternehmenskreise am Dienstag berichtet, will der bisherige Opel-Aufsichtsratsvorsitzende Carl-Peter Forster offenbar nicht mehr den Chefposten übernehmen. Künftig solle Magna-Manager Herbert Demel an der Spitze des Rüsselsheimer Unternehmens stehen.

Bleibt womöglich nicht mehr lange Chef in Rüsselsheim: Carl-Peter Forster. Foto: ap
Bleibt womöglich nicht mehr lange Chef in Rüsselsheim: Carl-Peter Forster. Foto: ap © AP

Nach dem Bericht der Zeitung hat Forster Magna bereits informiert, dass er für Opel nicht zur Verfügung stehe. Der nach Medienberichten designierte Opel-Lenker Demel hat lange für den VW-Konzern gearbeitet. Er stand bereits an der Spitze von Audi und der Autosparte von Fiat. Opel wollte die Personalie am Dienstag weder bestätigen noch dementieren und sprach von «Spekulationen».

«Es bleibt bei unserer Aussage, dass keine Diskussion über die Besetzung von Führungspositionen von «New Opel» geführt wird, solange es kein offizielles Abkommen zwischen GM und den potentiellen neuen Anteilseignern gibt», erklärte das Unternehmen. In der Phase zwischen der Unterzeichnung eines Vertrages und seinem endgültigen Inkrafttreten werde auch das Führungsteam benannt: «Wir werden rechtzeitig informieren, sobald es konkrete Entscheidungen gibt.»

Voraussetzung für Demels Sprung an die Spitze ist, dass der Verwaltungsrat von General Motors endgültig den Verkauf der Mehrheit an das Konsortium von Magna und der russischen Sberbank beschließt. Die möglicherweise entscheidende Sitzung soll am Dienstagabend in Detroit stattfinden.

Opel-Fahrzeuge verkaufen sich gut

Der Verwaltungsrat hatte sich bereits im September zum Verkauf der Anteilsmehrheit an den kanadischen Zulieferer Magna und die Sberbank entschlossen. In den vergangenen Wochen waren jedoch bei wichtigen Akteuren Zweifel aufgekommen, ob GM immer noch verkaufen oder Opel vielleicht doch in Eigenregie sanieren will. Auslöser war eine Forderung der EU-Kommission, die die von Magna geforderte Staatshilfe blockieren könnte.

Die Kommission argwöhnt, dass die Bundesregierung ihre Zusage über 4,5 Milliarden Euro staatlicher Bürgschaften an Zugeständnisse beim Erhalt von deutschen Standorten geknüpft hat. Daher soll der GM-Verwaltungsrat schriftlich zusichern, dass die Entscheidung zum Verkauf an Magna im September ohne politischen Druck zustande kam und dass alle Opel-Interessenten im vorangegangenen Bieterverfahren die gleichen Chancen hatten.

Unterdessen berichtete Opel über weiterhin gute Absatzzahlen. So habe die Marke mit dem Blitz in Deutschland im Oktober einen Marktanteil von 9,1 Prozent erreicht, was erneut Platz zwei in der Zulassungsstatistik bedeute. Insgesamt seien im laufenden Jahr bislang 298.634 Opel in Deutschland zugelassen worden. Dies sei der beste Wert seit 2001. (afp/ap)