Essen. . 21 Züge waren am Wochenende von der Pannen-Serie bei den Klimaanlagen betroffen: Einzelne Waggons oder komplette Züge mussten geräumt werden. Weitere Ausfälle sind möglich. Ab 2013 rollen neue Modelle an.

Heiße Zeiten in vollen Zügen: Darauf müssen sich zu besonders gefragten Ter­minen Bahnreisende auch in diesem Sommer einstellen. Schon zu Pfingsten könnte es erneut zu teils chaotischen Szenen wie am letzten Sonntag kommen.

Am ersten Juni-Sonntag mussten in Osnabrück, Bielefeld, Jena oder Würzburg mehr als 1000 entnervte Reisende die überhitzten und überfüllten Waggons räumen. „In 21 Fernzügen – ICE, Intercity- und Eurocity – gab es Probleme mit den Klimaan­lagen“, erklärte eine Sprecherin der Deutschen Bahn (DB) in Berlin der WAZ-Mediengruppe.

Zwei Prozent Ausfall sind einkalkuliert

Trotz laufender Instandhaltung der technischen Aggregate sei es „nicht auszuschließen, dass es im Sommer zu weiteren Ausfällen kommt“, so die Sprecherin weiter. „Bei 3300 Klimaanlagen im Fernverkehr muss man damit rechnen, dass zwei Prozent kurzfristig ausfallen.“ Jeder fünfte IC-/EC-Waggon sei zudem noch ohne Klimatisierung unterwegs. Diese Züge sind bis zu 40 Jahre alt, die Technik ist entsprechend anfällig.

Die moderneren ICE-Züge laufen gerade durch die „erweiterte Revision“: Technische Anlagen und Inneneinrichtung werden komplett modernisiert. Das allerdings dauert rund zwei Monate pro Zug, bis Mitte 2013 läuft das Programm.

„Oberstes Gebot ist die Sicherheit“

„Wir bedauern die Unannehmlichkeiten für die Fahrgäste. Oberstes Gebot ist für uns aber deren Sicherheit“, so die Sprecherin. „Deshalb ist das Zugpersonal angewiesen, den Waggon oder den kompletten Zug zu räumen, falls die Hitze zu groß wird.“ Ein „zweites Bielefeld“ dürfe es auf keinen Fall mehr geben. Im Sommer 2010 waren mehrere Schüler in einem völlig überhitzten ICE kollabiert; in Bielefeld päppelten Notärzte sie auf dem Bahnsteig wieder auf.

Der erste Juni-Sonntag 2011 war ein besonderer Bahn-Tag: Kurzurlauber, Kirchentags­besucher und Pendler drängten in die Züge, Reservierungen für Sitzplätze waren teils lange vorher nicht mehr möglich. „Wir wussten ja: An dem Tag herrscht Hochbetrieb. Da ist alles gerollt, was Räder hat“, so die Sprecherin. Bundesweit standen Bordtechniker, Lokführer und Schaffner für Notfälle bereit, viele kamen tatsächlich zum Einsatz.

Ab 2013 rollen die neuen Züge

Ab 2013, bestätigt der Fahrgastverband ProBahn die DB-Prognose, werde sich die Situation entspannen: Dann gehen die ersten neuen Doppelstock-IC/EC aufs Gleis. Und ab 2016 liefert Siemens die ersten von 220 neuen Hochgeschwindigkeitszügen (Typ: ICx) aus, die Verträge wurden Anfang Mai unterzeichnet.

„Bis die neuen Züge in Betrieb gehen, sollte die Bahn ihre Probleme nicht verstecken, sondern sie offensiv angehen“, wünscht sich Pro-Bahn-Sprecher Karl-Peter Naumann. Moderne Waggons gebe es eben nicht von der Stange, deshalb müssten Bahn und ihre Kunden noch eine Weile mit den technischen Widrigkeiten rechnen. Und könne sich auch darauf einstellen.

Entschädigung unbürokratisch und kulant

„Wer nicht gerade am Wochenende reisen muss, sollte Züge wählen, die weniger gefragt sind“, lautet Naumanns Empfehlung. Bei allem aktuellen Ärger sei das deutsche Bahn-System flexibel und attraktiv. „In Frankreich ist das anders: Dort werden Karten für den Schnellzug TGV nur mit Sitzplatz-Reservierung verkauft – wie im Flugzeug.“ Spontanes Reisen sei dort nicht möglich.

Zufrieden ist der Pro-Bahn-Sprecher auch damit, wie die Deutsche Bahn inzwischen mit der verärgerten Kundschaft umgeht. „Die Abwicklung von Entschädigungsleistungen erfolgt schon jetzt sehr unbürokratisch und ­kulant.“