Essen. . Bahn-Chaos am Osterwochenende: Wegen überfüllter Züge und technischer Probleme mussten viele Reisende umsteigen. Der Fahrgastverband Pro Bahn ist empört: Schuld sei das harte Spardiktat der Bahn. Besserung sei so bald nicht in Sicht.
In einem Punkt zumindest ist die Deutsche Bahn berechenbar: Pannen gibt es immer wieder – man könnte beinahe von einer Pannen-Garantie sprechen. Auch über die Osterfeiertage erlebten viele Bahn-Reisende wieder chaotische Zustände. Ein ICE und ein IC waren völlig überfüllt, zahlreiche Fahrgäste ohne Platz-Reservierung mussten aussteigen. Der einzige Trost: ein Reisegutschein in Höhe von je 25 Euro. In weiteren Zügen fielen Klimaanlagen aus.
Der Fahrgastverband Pro Bahn sieht die Ursache für die neuen Pannen im „harten Spardiktat“ der Deutschen Bahn. „In den vergangenen zehn Jahren hat darunter vor allem die Flotte für den Personenverkehr gelitten“, klagt Verbandssprecher Hartmut Buyken. Hinzu komme, dass derzeit weiterhin ICE wegen Achsen-Kontrollen ausfallen. „Die Anzahl der Züge reicht bei weitem nicht aus, um alle Fahrgäste ohne Probleme zu befördern“, sagt Buyken. Die „Sünden der Vergangenheit“ könne die Bahn jedoch nicht sofort beheben. Die Folge: Fahrgäste müssten in diesem und dem kommenden Jahr weiter mit chaotischen Verhältnissen rechnen.
Bahn streitet generelles Problem mit Klimaanlagen ab
Unliebsame Erinnerungen an die Pannen-Serie vom vergangenen Sommer rief ein Vorfall auf der Strecke zwischen Wolfsburg und Berlin wach. In zwei Waggons eines ICE fiel am Ostersonntag erneut die Klimaanlage aus. Die Reisenden mussten in andere Wagen umsteigen.
In einem weiteren ICE zwischen Hannover und Berlin streikte am Samstag die Kühlung wegen eines defekten Stromabnehmers. Der Zug stoppte auf freier Strecke, die Fahrgäste wurden über Brücken in einen parallel geparkten ICE evakuiert. Die Bahn widerspricht jedoch einem Bericht der Bild-Zeitung, wonach die Klimaanlagen in mehrerer ICE-Zügen ausgefallen sein sollen. Ein generelles Problem mit den Anlagen gebe es nicht, beteuerte ein Bahn-Sprecher.
Fahrgastverband zweifelt an Rechtmäßigkeit der Räumung
Die Bahn gerät zudem im Falle der Räumung des überfüllten IC in Münster in Erklärungsnot. Den Einsatz von Bundespolizisten leugnet der Konzern zwar nicht. Dass jedoch störrischen Reisenden gedroht worden sein soll, wird vehement dementiert. Der Fahrgastverband Pro Bahn bewertet die gesamte Aktion jedoch als „Zumutung für die Reisenden“.
„Es ist ganz schlecht für das Image der Bahn, wenn sie ihre Ziele mit Polizeipräsenz durchsetzt“, sagt Buyken. Der Verbandssprecher zweifelt zudem an der Rechtmäßigkeit der Räumung. „In diesem Fall lag keine höhere Gewalt vor. Der Rauswurf der Fahrgäste stellt eine Verletzung der Beförderungspflicht dar. Klagen der Betroffenen könnten durchaus erfolgreich sein.“