Essen/Düsseldorf. . Zum Beginn der Hauptversammlung des Energieriesen Eon haben sich Atomkraftgegner am Donnerstag vor der Essener Grugahalle versammelt. Laut Polizei ist die Stimmung bisher friedlich.
Die ersten Mannschaftswagen der Polizei fuhren bereits gegen 6 Uhr am Portal der Essener Grugahalle vor. Einmal mehr wurden dort heute Proteste von Atomkraftgegnern erwartet. Diesmal bittet Deutschlands größter Energiekonzern Eon zur Hauptversammlung. Doch die Gruppe der Protestler ist diesmal nach Auskunft der Polizei vergleichsweise klein.
Gerade einmal zwei Wochen ist es her, da kam es beim Aktionärstreffen des Eon-Konkurrenten RWE zu Tumulten. Das Bild des RWE-Vorstandschefs Jürgen Großmann, der auf der Bühne von einem Bodyguard bewacht wurde, prägte sich ein. Mehrfach musste der Manager wegen lautstarker Zwischenrufe seine Rede unterbrechen. Ob solche Proteste Eon-Vorstandschef Johannes Teyssen am Donnerstag in der Grugahalle erspart bleiben?
Eon-Chef sieht in Klage keinen Nutzen
RWE-Chef Großmann hatte besonders stark den Zorn der Atomkraftgegner auf sich gezogen, da der Essener Konzern als einziger der vier großen Energieversorger eine Klage gegen die zeitweise Stilllegung der ältesten Kernkraftwerke in Deutschland eingereicht hatte. Eon-Chef Teyssen wählte bewusst einen anderen Weg. Dabei steht für Eon besonders viel auf dem Spiel. Der Düsseldorfer Konzern betreibt insgesamt sieben Kernkraftwerke in Deutschland, RWE fünf.
Vor Journalisten in Düsseldorf zeigte Teyssen zwar Verständnis für die Entscheidung des RWE-Vorstands, eine Klage gegen das Moratorium eingereicht zu haben. Er verteidigte aber zugleich die eigene Entscheidung. „Wir sind im Interesse unserer Eigentümer zu der Entscheidung gelangt, dass eine Klage unserem Unternehmen keinen Nutzen stiften würde. Und dann gilt der Grundsatz: Wenn man nichts gewinnen kann, kann man nur verlieren“, sagte Teyssen. Schließlich geht es auch um den Ruf des Konzerns, der im Wettbewerb um Kunden steht. „Es galt zu bedenken, dass die große Mehrheit der Bevölkerung in Deutschland in Sachen Kernkraft erst einmal innehalten wollte. Auch wir konnten und wollten nach Fukushima nicht einfach zur Tagesordnung übergehen.“
Gegenantrag zur Hauptversammlung
Dennoch machen Atomkraftgegner Front gegen die AKW-Strategie des Eon-Chefs. „Obwohl Eon sich medienwirksam gegen eine Klage wegen der Stilllegung seiner Kraftwerke entschieden hat, verfolgt der Konzern seinen Atomkurs unbeirrt weiter“, bemängelt Markus Dufner vom Dachverband der Kritischen Aktionäre. Ein anderer Anleger fordert in einem Gegenantrag zur Hauptversammlung, der Eon-Vorstand dürfe nicht entlastet werden, da er der Atomkraft kein Ende setze.
Womöglich bietet Eon bald noch mehr Angriffsfläche für Atomkraftgegner. Denn auch Vorstandschef Teyssen erwägt, gegen die unlängst eingeführte Brennelementesteuer zu klagen. An dieser Stelle müsste vermutlich Eon die Vorreiterrolle unter den Kernkraftwerksbetreibern übernehmen, da das Thema schon Ende Mai auf der Tagesordnung steht. Womöglich gehört Eon dann auch zum Club der Energiekonzerne, die gegen die Bundesregierung klagen.