Essen. . Schon jetzt gibt es zahlreiche Anbieter, die „Cloud Computing“ im Internet kostenlos möglich machen. Die Angebote reichen von Dateispeichern über Textverarbeitung bis hin zu Bild-Retusche.
Es war das bestimmende Thema der weltgrößten Computermesse: Die Cebit 2011 erklärte das „Cloud Computing“ zu ihrem Schwerpunkt. Persönliche Daten wie Fotos, Dokumente und Termine sollen künftig nicht mehr auf der heimischen Computer-Festplatte gespeichert, sondern ins Netz ausgelagert werden, damit man von überall darauf zugreifen kann. Solche Dienste gibt es bereits – sogar kostenlos.
Warum Daten ins Netz auslagern?
Weil sie damit überall, wo es einen Internetanschluss gibt, verfügbar sind. Niemand muss mehr einen USB-Stick oder eine tragbare Festplatte mitnehmen. Auch das Handy als mobiler Datenspeicher stößt schnell an seine Grenzen. Etwa wenn der Akku leer und kein Ladekabel in Sicht ist. Datendienste im Netz befreien von solchen Lasten – oder sie ergänzen mobile Speicher auf praktische Weise.
Daten auslagern, wie geht das?
Es gibt mehrere Wege, seine Daten überall auf der Welt zur Verfügung zu haben, wenn ein Computer mit Internetanschluss in der Nähe ist. Google und Microsoft bieten solche Dienste schon kostenlos an. Sie werden über den Internet-Browser des Computers gesteuert, über den man das Angebot anwählt. In jedem Fall ist eine Anmeldung notwendig.
Andere Anbieter – wie etwa Dropbox – unterstützen auch Miniprogramme fürs Multimedia-Handys wie das iPhone. So kann man komfortabel und übersichtlich auf alle gespeicherten Daten zugreifen. Dropbox spiegelt einen Dateiordner der heimischen Festplatte im Netz. Zieht man etwa Fotos in den Ordner auf der Festplatte, werden sie automatisch ins Internet hochgeladen – vergleichbar mit der Datensynchronisation von Mobiltelefonen.
Laut Computer-Magazin c’t nutzen bereits rund 130 iPhone-Apps die Dropbox-Schnittstelle, um Daten aus dem Netz zu verwalten. Kostenlos sind bei Dropbox zwei Gigabyte Speicherplatz. Wer mehr braucht, muss draufzahlen. 50 GB gibt es für 10 US-Dollar im Monat.
Kann ich auch Termine über das Netz verwalten?
Ja, beispielsweise mit dem Gratis-Web-Kalender von Google. Der verschickt sogar Einladungen zu Terminen per E-Mail und erinnert an sie per SMS aufs Handy. Auch mehrere Kalender sind möglich. Von unterwegs lässt sich der Google-Kalender dann auch mit dem Smartphone ansteuern. Manche Anbieter bieten sogar die Möglichkeit, ihren Kalender mit Programmen wie Microsoft Outlook oder Mozilla Thunderbird abzugleichen. Ein Beispiel dafür ist „Funambol“.
Was ist mit Fotos?
Wer seine Bilder immer und überall nutzen und anschauen möchte, kann das natürlich auch über die soziale Netzwerke wie Facebook oder studiVZ tun. Nachteil: Dort können die Fotos nur eingestellt, nicht bearbeitet werden. Bildbearbeitung geht aber auch online. Wer den Kauf eines komplexen Fotoprogramms scheut, sollte sich Photoshop Express von Adobe anschauen. Dort gibt es zwei Gigabyte Speicherplatz kostenlos. Bilder können wie bei Facebook in verschiedene Alben einsortiert werden, zusätzlich bietet der Dienst aber auch noch Funktionen wie das Neuschneiden und Retuschieren an. Kontraste lassen sich erhöhen, der Rote-Augen-Effekt entfernen. Weitere Anbieter solcher Dienste sind etwa Psykopaint oder Splashup.
Kann ich auch Dokumente online bearbeiten?
Klar. „Google Text & Tabellen“ kann das. So diente das Programm etwa zum Auffinden abgekupferter Textstellen in der Doktorarbeit von Ex-Verteidigungsminister Karl-Theodor zu Guttenberg, wie das Magazin c’t berichtet. Bei „Text & Tabellen“ werden im Internet-Browser Textverarbeitung und Tabellenkalkulation dargestellt – ohne das Programm auf der Festplatte haben zu müssen. So können die Dokumente ganz einfach mit anderen geteilt werden. Mehrere Personen können sie bearbeiten – ohne ständiges Kopieren und Abgleichen. Auch Microsoft bietet eine Online-Version seines erfolgreichen Office-Pakets als Web-Version an.
Und wie steht’s um Sicherheit und Verfügbarkeit?
Die Wochenzeitung „Die Zeit“ berichtete kürzlich von einer Firma, die ihre gesamten Dokumente und Termine bei Google im Netz gespeichert hatte. Weil Google eine bezahlte Rechnung übersah, wurde der Firma kurzerhand der Zugriff gesperrt. Wer seine Daten dem Netz anvertraut, muss also damit rechnen, dass auch hier die Verfügbarkeit nicht immer hundertprozentig gewährleistet ist.
Außerdem: Vertraue ich meine Daten etwa einer US-Firma wie Google oder Yahoo an, gelten unter Umständen US-Gesetze. Und dort haben Behörden viel mehr Möglichkeiten, auf persönliche Daten zuzugreifen als in Deutschland. Auch die Löschung von Daten ist nicht ausgeschlossen. Alles schon vorgekommen. Dann spielt die heimische Festplatte doch wieder eine Rolle – als Sicherheitskopie.