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Die nächste Internet-Revolution ist bereits in vollem Gange. „Cloud Computing“ – Rechnen in der Wolke – soll die heimische Festplatte überflüssig machen und Kosten einsparen. Schön wär’s ja.

Die Umfrage ist gerade einmal zwei Wochen alt. Aber sie könnte auch aus dem vergangenen Jahr stammen. Oder aus dem Jahr davor. Oder davor. Die Liste ließe sich beliebig verlängern. Sicherheit beim privaten Surfen im Internet? Geht mich nichts an – sagen zehn Prozent aller Befragten. 43 Prozent der Menschen in Deutschland schätzen die Gefahr als gering ein. Nur eine Minderheit hat erkannt, dass sie das persönlich betrifft.

Das Zauberwort „Cloud Computing“

Warum wir das erwähnen? Weil die nächste Revolution das Netz und damit auch die Menschen in Deutschland fast er­reicht hat. Web 2.0 mit seinen sozialen Netzwerken und Videochats, mit seinen Datenlecks und Identitätsdiebstählen – das war erst der Anfang. Die Zukunft, die sieht wolkig aus. Will uns die Branche weismachen. „Cloud Computing“ heißt das Zauberwort, „Rechnen in der Wolke“.

Künftig gehört die Festplatte im Computer der Vergangenheit an. Private Daten liegen auf Servern, genauso wie die Tabellenkalkulation oder die Textverarbeitung – irgendwo in den Weiten des World Wide Web. Und wir bezahlen nicht für die Software, sondern entrichten eine Nutzungsgebühr. Dafür, dass wir von überall, vom Tablet-PC oder vom Smartphone, vom PC zu­hause oder über die Mediabox am Fernseher auf unsere Daten zugreifen können. Und gemeinsam an Dokumenten arbeiten dürfen, während wir uns per Vi­deochat unterhalten. Und da draußen in der Wolke sollen unsere Daten sicher sein. Schön wär’s ja.

Schwerpunktthema Cebit

Am Dienstag ist wieder Cebit. Da öffnet sie ihre Pforten, die weltgrößte aller Computermessen. Und die Tagesschau wird berichten, in einem knappen Einspieler. „Work and Life with the Cloud“, Leben und Arbeiten mit der Wolke, so lautet das Schwerpunktthema in diesem Jahr, wird die Stimme aus dem Off sagen. Und die Hersteller, die werden sich wieder überbieten mit Superlativen.

Sind wir immer Herr unserer Daten? Foto: Matthias Graben / WAZ FotoPool
Sind wir immer Herr unserer Daten? Foto: Matthias Graben / WAZ FotoPool © WAZ FotoPool

Wer baut den schnellsten, den sichersten, den innovativsten Computer? Und wer hat dafür die richtige Software-Lösung parat, die nicht nur in Essen, nein auch in New York, auf den Malediven oder auf dem Mount Everest verlässlich funktioniert? All diese munteren Ankündigen sollen eines suggerieren. Wir sind immer und überall Herr über unsere Daten. Schön wär’s ja.

48 Stunden Wolkenbruch

Dass das nicht immer so reibungslos klappt, wie Microsoft-Boss Steve Ballmer und Google-noch-Chef Eric Schmidt nicht müde werden zu behaupten, zeigt das Beispiel der Internet-Neugründung Radio.de. Der Netzsender hatte alle seine Da­ten in der Wolke geparkt, auch E-Mails und die Datenbank, die für die Kundenpflege so unerlässlich ist. Plötzlich klappte gar nichts mehr. Die Wolke, die hatte sich in Luft aufgelöst – für 48 Stunden. „Zwei Tage lang war unsere Firma komplett lahmgelegt“, berichtete Firmengründer Bernhard Bahners kürzlich in der Zeit. Und was war der Grund für den Wolkenbruch? Das Ab­rechnungssystem bei Google hatte gestreikt – und die Datenleitung zu Radio.de kurzerhand gekappt. Soll nicht wieder vorkommen, versicherte Google. Schön wär’s ja.

Aber wir wollen ja nicht alles schlecht reden. Die Wolke, die hat auch was Gutes. Wem die heimische Festplatte schon einmal abgeraucht ist und die Fotos der letzten zwei, drei Jahre auf Nimmerwiedersehen den Weg alles Digitalen gegangen sind, der hätte sich wohl gewünscht, das Al­bum vom Grillfest oder vom 80. der Oma hätten in der Wolke geschwebt. Auf einem Server von Amazon oder Google oder IBM. Denn die haben genügend Rechenleistung, um die Bilder von Millionen Menschen aufzunehmen. Nur schade, dass die meisten dieser Rechnerfarmen nicht in Deutschland stehen, sondern in den USA und anderswo. Und da gelten andere Regeln für Datensicherheit und Privatsphäre. Trotzdem werde man mit den Dokumenten vertraulich verfahren. Schön wär’s ja.