Hamm. .

Immer mehr Verbraucher greifen zu Bioprodukten, nicht erst seit dem jüngsten Skandal um Dioxin in Lebensmitteln. Viele dieser Produkte stammen aber längst nicht mehr vom Biobauern vor der Haustür. „Schon heute kann Deutschland die Nachfrage nach Bio-Produkten gar nicht mehr allein bewältigen. Wir sind auf Importe angewiesen. Und das darf nicht sein. „Wir müssen den Anteil der Bio-Produktion an der gesamten Agrarproduktion deutlich erhöhen“, fordert NRW-Umweltminister Johannes Remmel (Die Grünen).

Innerhalb der Europäischen Union greifen die Deutschen bei weitem am häufigsten zu „Bio“. Längst sind Bioprodukte nicht mehr allein in Reformhäusern oder Naturkostläden zu bekommen, zunehmend füllen sich die Regale auch in Supermärkten und sogar bei den Discountern. Allerdings stammen viele Produkte mittlerweile aus dem Ausland, das den größten Bioabsatzmarkt in Europa, Deutschland, für sich entdeckt hat. „Die Importquote wächst. Sie liegt bei 30 bis 40 Prozent insgesamt, bei Obst und Gemüse sogar bei über 50 Prozent“, bemerkt Heinz Josef Thuneke, Landesvorsitzender von Bioland NRW e.V.

„Energiemais“ als Ökoproblem

Die Biobauern hierzulande haben aktuell ihr eigenes „Ökoproblem“ namens Biogasproduktion. Die Betreiber solcher Anlagen schnappen den Bauern - und zwar allen - die Flächen weg. Für den Anbau von „Energiemais“ werden Pachten um die 1000 Euro pro Hektar gezahlt, ungefähr das Dreifache von dem, was die Landwirte zahlen können.

Die NRW-Regierung will die Förderungen für den Wechsel zu Ökolandbau von derzeit 324 Euro pro Hektar auf 400 Euro erhöhen.

Die Höfe, die bei „Öko“ bleiben bekommen 180 Euro pro Hektar als Förderung.

Der Dioxinskandal habe den Verkauf von Bioprodukten tatsächlich noch einmal richtig befeuert, so Thuneke. Aber der Absatz von beispielsweise Bioeiern sei bereits vorher in die Höhe geschnellt. Die heimischen Biobauern können mit ihrer Produktion also schon lange nicht mehr die Nachfrage befriedigen. „Wir nutzen unsere Marktchancen nicht“, stimmt Thuneke dem Umweltminister voll zu.

Fairer Handel fängt nicht erst in Panama an

Den Biobauern in Nordrhein-Westfalen fehlten zuletzt Flächen und Nachwuchs. Mit der neuen Rot-Grünen-Regierung sollen nun verstärkt Anreize für konventionelle Landwirte geschaffen werden, auf Ökolandbau umzusatteln. Aktuell erarbeitet das Ministerium gerade entsprechende neue Förderrichtlinien.

Ein richtiges Signal in Richtung ökologische Landwirtschaft und Verbraucherschutz, meint Professor Dr. Ulrich Köpke, Leiter des Instituts für organischen Landbau an der Uni Bonn: „Wir sind auf dem Weg zu einer Wertschätzungsgesellschaft.“ Das gelte auch für Lebensmittel, da auch hier wie bei Rohstoffen die Güterverknappung fortschreite. Köpke verteidigt die Förderung des Biolandbaus und nennt sie die Bezahlung für die ökologische Leistung, die auf dem Acker vor der Haustür erbracht werde. Und diese Umweltleistung könne nicht einfach importiert werden. „Fairer Handel beginnt vor der Haustür und nicht erst in Panama“, plädiert auch der Agrarexperte Ulrich Köpke für Anreize zum Wechsel auf „Öko“.