Essen. Thyssenkrupp verzeichnet ein kräftiges Kursplus. Das hat Gründe. Im Fokus steht nicht nur die Marine-Sparte, sondern auch der Stahl.

Der Aktienkurs des angeschlagenen Essener Stahl- und Industriegüterkonzerns Thyssenkrupp ist zu Wochenbeginn kräftig gestiegen. Marktbeobachter verweisen auf Einschätzungen der Bank of America zu Thyssenkrupp insbesondere im Zusammenhang mit einem möglichen Börsengang der Rüstungssparte Marine Systems, die unter anderem U-Boote für die Bundeswehr herstellt. Bereits bei der jüngsten Zwischenbilanz von Thyssenkrupp stach das Marine-Geschäft, das vom langjährigen Personalvorstand Oliver Burkhard geführt wird, heraus.

Thyssenkrupp-Vorstandschef Miguel López strebt eine Verselbstständigung des Marine-Geschäfts mit rund 8000 Beschäftigten an. Auf positive Resonanz bei der Bank of America stößt ein Börsengang, der als bevorzugte Option gesehen wird. Das Thyssenkrupp-Management hatte wiederholt in den vergangenen Monaten berichtet, parallel auch Gespräche mit der Bundesregierung zur Beteiligung des Staates am Marine-Geschäft zu führen. Angesichts der veränderten geopolitischen Lage, in der eine Stärkung der Verteidigungsfähigkeit Europas in den Blick rückt, bekommen die Rüstungsaktivitäten von Thyssenkrupp zusätzliche Relevanz.

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#6 Grüner Stahl bei Thyssenkrupp: Zukunft oder Milliardengrab?

Am Abgrund – Die Thyssenkrupp-Story

In den vergangenen Monaten habe die Sparte Marine Systems „lukrative Großaufträge gewonnen“, erklärte Thyssenkrupp in der jüngsten Zwischenbilanz Mitte Februar. Zum 31. Dezember 2024 sei beim Auftragsbestand ein Rekordwert von 16,4 Milliarden Euro erreicht worden. „Aufgrund der geostrategischen Entwicklungen erwartet das Segment auch für die Zukunft eine steigende Nachfrage“, erklärte das Unternehmen. „Die angestrebte eigenständige Aufstellung wird es ermöglichen, diese Potenziale optimal zu nutzen.“ Eine Herauslösung von Marine Systems aus dem Konzern werde „mit hohem Tempo vorangetrieben“.

Thyssenkrupp an der Börse jetzt rund 3,7 Milliarden Euro wert

Die Aktie von Thyssenkrupp legte kräftig zu und überschritt zwischenzeitlich die Marke von sechs Euro. Zum Vergleich: Im September vergangenen Jahres war die Thyssenkrupp-Aktie auf deutlich unter drei Euro abgestürzt. Beim Amtsantritt von Vorstandschef Miguel López Mitte 2023 lag der Kurs von Thyssenkrupp bei rund sieben Euro pro Aktie. Nach dem Sprung an der Börse wird Thyssenkrupp als Gesamtkonzern nun mit rund 3,7 Milliarden Euro bewertet.

Die Analysten der Bank of America sehen eigenen Angaben zufolge auch in einem Verkauf weiterer Anteile der Thyssenkrupp-Stahlsparte an den tschechischen Geschäftsmann Daniel Kretinsky Potenzial für den Essener Industriekonzern. Sie verweisen zudem darauf, dass Thyssenkrupp noch über einen Anteil an der bereits mehrheitlich veräußerten Aufzugsparte verfüge. Der Elevator-Anteil stehe mit rund einer Milliarde Euro in den Büchern und könnte zu Geld gemacht werden, spekulieren die Analysten.

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