Essen/Düsseldorf. Das Leben in einer Mietwohnung ist in NRW deutlich teurer geworden. Laut VdK NRW erreichen staatliche Hilfen viele Berechtigte nicht.
- Der Sozialverband VdK hat so viele Mitglieder in NRW wie nie zuvor.
- Kurz vor der Bundestagswahl am 23. Februar wirbt der VdK für einen starken Sozialstaat, eine Reform der Pflegeversicherung, ein höheres Rentenniveau und einen höheren Mindestlohn.
- Auch die Lage am Wohnungsmarkt beschäftigt den Verband.
Trotz stark steigender Mieten machen viele Menschen mit geringem Einkommen ihren Anspruch auf staatliche Hilfe nicht geltend. „Das Wohngeld ist immer noch nicht bei allen Mietern und Mieterinnen angekommen, die Anspruch darauf haben“, sagte Carsten Ohm, Vorstand des Sozialverbands VdK in NRW, am Freitag in Düsseldorf.
Als das Wohngeld 2023 reformiert wurde, seien die Rathäuser mit der Bearbeitung der damals sehr vielen Anträge nicht nachgekommen. Das sei längst nicht mehr so. Nach Einschätzung des VdK wüssten viele Betroffene nicht, dass sie Anspruch auf den staatlichen Zuschuss zu ihren Wohnkosten haben. Andere schrecken offenbar vor dem Gang zum Sozialamt zurück. Diese Scham will der VdK nehmen: „Wenn man mit den Wohnkosten nicht klarkommt, gibt es Hilfen, auch die Möglichkeit der Grundsicherung“, stellt Ohm klar.
300.000 ärmere Haushalte in NRW bekommen Wohngeld - es könnten mehr sein
Wohngeld Plus ist eine Sozialleistung vom Bund und dem Land NRW, mit der das Wohnen bezahlbar sein soll. Mieterinnen und Mieter sollen zudem beim Heizen und bei Sanierungskosten entlasten werden. Das Wohngeld wurde 2023 reformiert, seitdem ist der Kreis der Berechtigten von einer Million auf geschätzt zwei Millionen Menschen in Deutschland gestiegen.
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Die Zahlen sind von 2022 zu 2023 zwar sprunghaft angestiegen. Bundesweit nutzen nach aktuellsten Zahlen aber nur 1,2 Millionen Haushalte den Zuschuss. In NRW sind es rund 300.000 Haushalte. Die Höhe des Zuschusses ist Anfang 2025 gestiegen.
Die Wohnungsnot nennt der VdK ein drängendes Thema in NRW. In Ballungsräumen gingen inzwischen deutlich mehr als ein Drittel des verfügbaren Einkommens für Wohnkosten drauf, während auf dem Land Wohngebäude leer stünden, sagte Thomas Zander, VdK-Vorstandssprecher. „.Dazu kommen Regionen wie das Ruhrgebiet, wo der Sanierungsstau hoch ist.“ Es müsse mehr gebaut werden. „Wir bleiben aber jedes Jahr hinter dem Ziel, 400.000 neue Wohnungen zu bauen.“
Rekordmarke bei Mitgliedern: VdK warnt davor, Probleme gegeneinander auszuspielen
Mit Blick auf den Bundestagswahlkampf macht sich der VdK NRW für den Sozialstaat stark. Der größte Sozialverband Deutschlands, der in NRW inzwischen die historische Rekordmarke von 425.000 Mitgliedern erreicht hat, warnt eindringlich davor, Krisen gegeneinander auszuspielen. „Wir sehen, dass der Sozialbereich in Konkurrenz zu anderen wichtigen Themen wie äußere Sicherheit oder die Dekarbonisierung gesetzt wird“, so Zander. Man dürfe die Augen nicht vor Problemen verschließen.
„Wir brauchen eine neue und ganzheitliche Pflegeversicherung.“
Der nächsten Bundesregierung schreibt der VdK ins Aufgabenheft, das Rentenniveau anzuheben, ohne am Renteneintrittsalter zu schrauben, und im Kampf gegen Armut den Mindestlohn von derzeit 12,82 auf 15 Euro anzuheben. Egal wie die Wahl am 23. Februar ausgehe, die nächste Bundesregierung werde sich mit einem Thema vorrangig befassen müssen, sagt Horst Vöge, ehrenamtlicher Vorsitzender des VdK in NRW: eine Reform der Pflegeversicherung.
„Wir brauchen eine neue und ganzheitliche Pflegeversicherung“, die alle Bürger und damit auch Beamte, Abgeordnete und Selbstständige einbeziehe, so der langjährige ehrenamtliche Landesvorsitzende. Seine Prognose: Es werde hin zu einer Vollversicherung gehen.
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