Essen. Tausende Euro für eine Woche Urlaub mit der Familie: „Das ist es nicht wert“, findet Kristof. Wir haben ihn bei der Urlaubsbuchung begleitet.
„5000 Euro, 6000 Euro, und hier haben wir sogar ein Hotel für 10.000 Euro“, sagt Kristof Piotrowski und schüttelt mit dem Kopf. Während der Regen an diesem Vormittag im November an seine Fensterscheiben prasselt, freut sich der Familienvater schon auf den Sommerurlaub mit seiner Frau und den beiden Jungs. Piotrowskis Plan: Zehn Tage im familienfreundlichen Hotel auf Mallorca. Doch je länger der 41-Jährige aus Gevelsberg nach Angeboten sucht, desto schlechter wird seine Laune und so größer sein Frust. „Wer soll das bezahlen?“
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Damit ist Piotrowski nicht allein. Experten sagen, dass Urlaub nie teurer war. Im Durchschnitt haben Reisende im vergangenen Jahr pro Person mehr als 1500 Euro für ihren Haupturlaub ausgegeben. Vor fünf Jahren waren es noch 300 Euro weniger. Das zeigt eine repräsentative Umfrage der Stiftung für Zukunftsfragen. Das trifft vor allem Familien mit geringem oder mittlerem Einkommen. „Sie haben mittlerweile große Probleme, sich einen Urlaub zu leisten“, sagt Horst Vöge, Vorsitzender des Sozialverbandes VdK in NRW.
Die Nachfrage nach preiswerten Angeboten steige, auch bei Verbänden werde häufiger danach gefragt. So kann es sich ein Viertel der Menschen aus NRW nicht leisten, eine Woche im Jahr wegzufahren oder zu fliegen. Bei Alleinerziehenden ist dies sogar bei fast jeder oder jedem Zweiten (47,7 Prozent) der Fall. Das zeigen Zahlen des Landesstatistikamts IT.NRW. Aber auch gut verdienende Eltern wie Kristof Piotrowski machen die hohen Kosten zu schaffen.
„Wie die Preise gestiegen sind, ist echt nicht mehr normal“
Er sitzt im Wohnzimmer, hat den Laptop vor sich aufgeklappt. Zehn Tage, All-Inclusive, Sonnenschein, genug Spielmöglichkeiten für die beiden Söhne, maximal 4000 Euro: Mit diesen Kriterien startet er seine Online-Suche nach Urlaubsangeboten. „In diesem Hotel waren wir vor acht Jahren, als mein Ältester gerade zwei war“, sagt Piotrowski. „Da haben wir keine 1500 Euro gezahlt.“ Wenn er jetzt auf den Preis schaut, bekomme er fast einen Herzinfarkt: mehr als 5500 Euro. „Und das sind dann noch die schlechten Flugzeiten, die für uns als Familie gar nicht infrage kommen“, sagt er.
Pietrowski und seine Frau sind beide berufstätig. Der Familienurlaub ist für sie die Zeit im Jahr, in der sie vom stressigen Alltag abschalten können. Dafür seien sie auch bereit, etwas mehr zu zahlen, sagt Pietrowski. Dass der Urlaub teurer ist, seitdem ihr ältester Sohn (9) zur Schule geht, daran habe er sich längst gewöhnt.
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„Es ist ja klar, dass man in den Schulferien mehr zahlen muss“, sagt er. „Aber so sehr, wie die Preise in den letzten Jahren gestiegen sind, das ist echt nicht mehr normal.“ Ihn stört vor allem, dass er mittlerweile auch für seinen jüngsten Sohn, der gerade zwei Jahre alt ist, in vielen Hotels den vollen und keinen ermäßigten Preis zahlen muss. „Das steht doch in keiner Relation, der Kleine isst doch kaum etwas vom Buffet. Was soll also diesen Preis rechtfertigen?“, fragt er sich.
Das fragt sich auch ein Familienvater aus Bochum. Zwölf Jahre lang sind er und seine Frau in den Sommerferien nach Gran Canaria geflogen. Immer in das gleiche Hotel mit Halbpension. Pro Kopf hat sie das etwa 1300 Euro gekostet. Heute würden sie dafür zu dritt mit ihrem fünfjährigen Sohn fast 6000 Euro zahlen. „Der Preis war ein Schock, das wollten wir nicht mitmachen.“
Deshalb hat sich die Familie für die kommenden Sommerferien für einen Urlaub in Deutschland entschieden. 14 Tage werden sie in einem Ferienhaus in Scharbeutz an der Ostsee verbringen. Die Unterkunft kostet die Familie rund 1400 Euro. „Mit einem gemieteten Strandkorb, geliehenen Fahrrädern, Essen und Fahrtkosten kommen wir auf etwa 2000 Euro“, rechnet der Vater vor.
Viele Familien können sich keinen Urlaub leisten: „Das macht etwas mit der Gesellschaft“
Es gibt jedoch auch viele Menschen, die im kommenden Jahr zuhause bleiben, weil sie sich gar keinen Urlaub leisten können. „Das macht etwas mit der Gesellschaft“, sagt Horst Vöge. Früher spielten die Kinder, die nicht wegfuhren, auf der Straße in der Nachbarschaft. Heute sei das in den Städten nicht mehr möglich. „Es fehlen die Erholungsräume“, sagt Vöge. „Gerade wenn man auf engem Raum lebt, kommt es dadurch in Familien häufiger zu Konflikten.“
Neue Umgebungen und Landschaften kennenzulernen sei zudem wichtig für die Entwicklung und der Teilhabe an der Gesellschaft. Familien, die zuhause bleiben rät er deshalb, sich Ferienfreizeiten vor Ort in ihrer Stadt zu suchen. Auch Sport- und Wohlfahrtsverbände bieten günstige Ferienprogramme für Familien an.
Selbstverpflegung im Ferienhaus statt All-Inclusive-Urlaub
Ganz zuhause bleiben wird Kristof Piotrofskis Familie im kommenden Jahr nicht. In den Osterferien wird er mit seiner Frau und den beiden Söhnen in einen Ferienpark im Emsland fahren. Die Woche im Ferienhaus mit Selbstverpflegung kostet 750 Euro. „Für die Kinder ist das super. Aber für uns bedeutet es natürlich schon mehr Stress, wenn man selbst kochen muss. Und man hat auch keine Garantie, dass das Wetter gut ist“, sagt er.
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Im Sommer hatte er sich daher eigentlich einen All-Inclusive-Urlaub im Süden vorgestellt. „Wir könnten es uns das auch schon leisten. Aber man muss sich wirklich fragen, ob es das einem überhaupt wert ist, mehr als 5000 Euro für eine einzige Woche zu zahlen“, sagt er und klappt den Laptop erstmal wieder zu.
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