Duisburg. Duisburger Traditionskonzern Haniel steckt in den roten Zahlen und sucht weiter einen Chef. Ein neues Geschäftsfeld soll Impulse geben.

Der Matratzenhersteller Emma baut wegen wirtschaftlicher Schwierigkeiten jede fünfte Stelle ab. Die schlechte Nachricht aus dem fernen Frankfurt am Main, dem Sitz des Betten-Unternehmens, lösen auch in Duisburg Sorgen aus. Denn dem im Hafenstadtteil Ruhrort ansässigen Familienunternehmen Haniel gehören 58,18 Prozent von Emma. Die Beteiligung an dem Schlafwaren-Produzenten ist für Haniel indes nicht die einzige Baustelle.

Bei Haniel läuft es nicht rund. Die beiden Vorstände Thomas Schmidt und Florian Funck haben im vergangenen Jahr das Traditionsunternehmen verlassen. Im Sommer will man nun nach langer Suche einen neuen Chef präsentieren. Sie oder er wird in der prächtigen Ruhrorter Zentrale nicht ganz so rosige Zahlen vorfinden. Die Haniel-Gruppe mit ihren zehn Beteiligungen wie Ceconomy (Elektronikketten Media Markt und Saturn), der Hygiene-Spezialist CWS, der Baustellenüberwacher Bauwatch oder der Unternehmensausrüster Takkt konnte ihren Umsatz im vergangenen Jahr zwar um fünf Prozent auf 4,43 Milliarden Euro steigern. Das operative Ergebnis lag mit 270 Millionen Euro aber um rund 13 Prozent unter dem Vorjahresniveau.

Haniel schreibt unter dem Strich rote Zahlen

Der Einbruch dürfte vor allem den Eigentümern, den mehr als 750 Mitgliedern der Familie Haniel nicht schmecken. Sie profitieren von Gewinnausschüttungen. Denn das Ergebnis vor Steuern (Ebit) sank von 101 Millionen Euro im Vorjahr auf minus 51 Millionen Euro im abgelaufenen Geschäftsjahr 2023. Haniel schreibt also rote Zahlen. Nach Steuern betrug der Verlust 75 Millionen Euro.

In einer Presseerklärung machte das Unternehmen für den Verlust vor allem zwei Beteiligungen verantwortlich: den Unternehmensausrüster Takkt und den Matratzen- und Bettenhersteller Emma. Emma hat in dieser Woche mit einem harten Sanierungsprogramm auf die Flaute in der Welt des Schlafens reagiert. Die Haniel-Tochter will sich von 200 ihrer 1120 Beschäftigten trennen. Die unbeständige Weltwirtschaft der letzten Jahre habe den E-Commerce und die Wohnbranche erheblich getroffen, teilte das Unternehmen mit.

Haniel will im Sommer neuen Chef präsentieren

Überdies litt Emma zuletzt zum Teil unter erheblichen Lieferverzögerungen, die es auf die Umstellung seiner IT zurückführt. Emma produziert Matratzen, Kissen und Accessoires rund ums Schlafen. Die Artikel sind im eigenen Webshop erhältlich, aber auch im Einzelhandel. Im Jahr 2020, als Emma stark expandierte, übernahm Haniel die Mehrheit an dem Start-up. Die beiden Gründer Dennis Schmoltzi und Manuel Müller behielten rund 46 Prozent ihrer Firma.

Emma ist allerdings nicht das einzige Sorgenkind bei Haniel. Knall auf Fall musste Vorstandschef Thomas Schmidt im September 2023 seinen Posten räumen. Es habe „unterschiedliche Auffassungen über die Umsetzung der Strategie“ von Haniel gegeben, teilte das Unternehmen seinerzeit mit. Schmidt verfolgte bei Haniel den ehrgeizigen Plan, den Beweis anzutreten, dass mit Nachhaltigkeit Geld zu verdienen zu sei. In diesem Sinne wollte er das Traditionsunternehmen umbauen. Seit seiner Demission läuft die Suche nach einem Nachfolger, die oder der nun im Sommer präsentiert werden soll.

Neues Geschäftsfeld: Beteiligung an kleinen Firmen

Im April hatte auch der langjährige Finanzchef Florian Funck seinen Hut genommen. Dessen Nachfolge hat inzwischen Henk Derksen angetreten. Er soll einen Beschluss der Gesellschafter umsetzen: In einer zweiten Säule soll sich Haniel künftig auch an Firmen beteiligen – auch mit Minderheitsanteil und ohne das verordnete Ziel, rasch auch international zu wachsen. Überdies soll das Portfolio stärker diversifiziert werden. Damit wollen die Eigentümer die wirtschaftlichen Risiken besser verteilen, um nicht erneut von Takkt und Emma in Turbulenzen gestürzt zu werden.

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