Essen. Evonik will das Geschäft als Pharma-Zulieferer ausbauen und hat große Pläne für die USA. Neue mRNA-basierte Therapien versprechen Wachstum.

Der Essener Chemiekonzern Evonik baut sein Geschäft als Zulieferer für die Pharmaindustrie aus und will in den USA ein neues Werk für die Herstellung von Lipiden errichten, die unter anderem bei der Impfstoffproduktion zum Einsatz kommen. Mit der neuen Anlage im US-Bundesstaat Indiana stellt sich der Revierkonzern eigenen Angaben zufolge breit auf für künftiges Wachstum bei neuartigen mRNA-basierten Therapien über Corona-Impfstoffe hinaus.

Am Produktionsstandort Tippecanoe in Lafayette zwischen den US-Metropolen Chicago und Indianapolis plant Evonik eine Investition in Höhe von 220 Millionen US-Dollar – umgerechnet rund 206 Millionen Euro. „Mit dieser Investition in die Lipid-Produktion bauen wir unsere führende Position am Weltmarkt weiter aus“, sagt Evonik-Vorstandschef Christian Kullmann.

Der Bau soll Anfang 2023 beginnen, der Start der Produktion ist für das Jahr 2025 geplant. Die Investition in die Lipid-Anlage werde zur Schaffung von mehr als 80 Arbeitsplätzen für hoch qualifizierte Beschäftigte beitragen, erklärte das Essener Unternehmen. An der Gesamtinvestition in Höhe von 220 Millionen US-Dollar beteilige sich die US-Regierung mit bis zu 150 Millionen Dollar über ihre Biomedical Advanced Research and Development Authority (BARDA). Die Behörde fördere die Entwicklung medizinischer Gegenmaßnahmen, um auf die Gesundheitsbedrohungen des 21. Jahrhunderts zu reagieren. Das Vorhaben von Evonik werde auch von der örtlichen Wirtschaftsförderungsgesellschaft, der dortigen Handelskammer und vom Energieversorger Duke Energy unterstützt.

Evonik wichtiger Lieferant von Impfstoffhersteller Biontech

Tippecanoe ist nach Angaben von Evonik einer der weltweit größten Standorte zur Herstellung pharmazeutischer Wirkstoffe und mit rund 650 Mitarbeitern der zweitgrößte Standort des Essener Konzerns in den USA. Weltweit beschäftigt Evonik derzeit rund 33.000 Mitarbeitende, große Standorte in NRW sind die Zentrale in Essen und der Chemiepark Marl.

Mit seinem Health-Care-Geschäft gehört Evonik zu den führenden Dienstleistern für Produkte und Technologien zur Herstellung mRNA-basierter Medikamente. Evonik beliefert weltweit Pharmaunternehmen mit Lipiden, die für den Einsatz von mRNA (Boten-Ribonukleinsäure) benötigt werden, darunter auch den Hersteller Biontech, der bei der Impfstoffproduktion mit dem US-Konzern Pfizer kooperiert.

Bekämpfung von Infektionskrankheiten, Gen- und Krebsimmuntherapie

Lipide sind wichtige Komponenten von mRNA-basierten Medikamenten. Evonik betont, während der Corona-Pandemie habe der Revierkonzern durch die Bereitstellung von Lipiden einen entscheidenden Beitrag für den Covid-19-Impfstoff von Pfizer-Biontech und für Impfkampagnen in aller Welt geleistet. mRNA dient als Träger genetischer Informationen in Zellen. Sie könne für ein breites Spektrum pharmakologischer Anwendungen konzipiert werden, erklärt Evonik. mRNA-Impfstoffe beispielsweise bringen den menschlichen Zellen bei, wie sie ein Protein herstellen sollen, das eine Immunreaktion auslöst.

Die neue Anlage werde auf eine flexible Produktion ausgelegt, um eine Vielzahl von Lipiden für zukünftige Anwendungen der mRNA-Technologie liefern zu können – unter anderem in der Bekämpfung von Infektionskrankheiten, in der Krebsimmuntherapie und in der Gentherapie. „Als strategischer Partner für Pharma- und Biotechnologie-Unternehmen unterstützen wir mit der neuen Anlage unsere Kunden von der Entwicklung bis zur Kommerzialisierung Nukleinsäure-basierter Medikamente. Diesen neuen Therapien gehört die Zukunft“, erklärt Thomas Riermeier, Leiter des Health-Care-Geschäfts von Evonik. Ferner stelle die neue Anlage die schnelle und umfangreiche Versorgung mit Lipiden im Falle einer künftigen Pandemie sicher.