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Nach Einschätzung von IG BAU-Chef Wiesehügel sind bei Hochtief „die Würfel gefallen“ und der Abwehrkampf verloren. Er rechnet mit Übernahme durch den spanischen ACS-Konzern bis Ende Januar.

Klaus Wiesehügel macht sich keine Illusionen. Der Abwehrkampf von Hochtief gegen den spanischen ACS-Konzern ist nach Einschätzung des Chefs der deutschen Bau-Gewerkschaft verloren. „Mit der Entscheidung der Bafin sind die Würfel gefallen“, sagt der erfahrene Ge­werkschafter. Die deutsche Finanzaufsicht hatte in der Nacht zum Dienstag grünes Licht für die Übernahme des Essener Traditionskonzerns gegeben. Wiesehügel jedenfalls stellt sich darauf ein, dass ACS bald schon die Kontrolle in der Hochtief-Zentrale übernimmt.

Hoffnung auf einen „weißen Ritter“

Hochtief-Chef Herbert Lütkestratkötter reagierte einsilbig auf die Mitteilung der Aufsichtsbehörde. Hochtief nehme die Entscheidung der Bafin „zur Kenntnis“. Den Hochtief-Aktionären gab er den Rat, zunächst einmal abzuwarten. „Sie haben Zeit“, sagt Lütke­stratkötter. Anders als Wiesehügel geht der Manager, den die Mitarbeiter „Dr. Lü“ nennen, nicht so weit, den Kampf um Hochtief als entschieden zu erklären.

Die Chancen für Lütkestratkötter, das Blatt noch zu wenden, stehen allerdings denkbar schlecht. ACS habe nun „alle Trümpfe“ in der Hand, urteilt Marco Cabras von der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW). Hochtief bleibe nun eigentlich nur noch die Hoffnung auf einen „weißen Ritter“ – einen Investor, der bereit sei, ACS seinen Anteil abzukaufen. „Das müsste allerdings ein großzügiges Angebot sein“, gibt Cabras zu bedenken. Und von einem „weißen Ritter“ fehlt bislang jede Spur.

Sorge um Hochtief

SPD-Chef Sigmar Gabriel unterstützt die Hochtief-Belegschaft im Kampf gegen die feindliche Übernahme.
SPD-Chef Sigmar Gabriel unterstützt die Hochtief-Belegschaft im Kampf gegen die feindliche Übernahme. © WAZ FotoPool
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Baubranche sorgt sich um Ingenieure

Der von Real-Madrid-Präsident Florentino Perez geführte ACS-Konzern geht davon aus, die Übernahme bis Ende Januar abgeschlossen zu haben. Am Mittwoch will der spanische Konzern sein Angebot offiziell präsentieren. Schon jetzt ist ACS mit einem Anteil von knapp 30 Prozent größter Aktionär des Essener Konzerns. ACS bietet für je fünf Hochtief-Aktien acht eigene Papiere an. Aktionärsschützer bewerten die Offerte als äußerst unattraktiv. Ziel von ACS sei lediglich, die 30-Prozent-Schwelle zu überspringen, um künftig beim Aktienzukauf von einem weiteren, voraussichtlich teureren Pflichtangebot befreit zu sein.

Nach Einschätzung von Hochtief-Gesamtbetriebsratschef Siegfried Müller besteht die Gefahr, dass der Essener Konzern nach einer Übernahme zerschlagen werden könnte. ACS hatte derartige Pläne stets bestritten. „Nun wird sich zeigen, ob ACS diese Zusagen ernst meint“, sagt Gewerkschaftschef Wiesehügel. „Das Management von ACS muss die Hochtief-Arbeitsplätze garantieren.“ Die Industriegewerkschaft Bauen-Agrar-Umwelt (IG BAU) wolle nun so schnell wie möglich Gespräche mit ACS führen.

Scharfe Kritik an der Entscheidung der Bafin kommt aus der Baubranche. Die Behörde müsse sich fragen lassen, warum sie den Weg für ein Unternehmen freimache, das überschuldet sei und gegen das derzeit in Spanien ein Verfahren wegen Bilanzfälschung laufe, schimpft Michael Knipper vom Hauptverband der Deutschen Bauindustrie. Es drohe Ingenieurkompetenz verloren zu gehen, sollte es zu einer feindlichen Übernahme und Zerschlagung „des führenden deutschen Ingenieurunternehmens“ kommen.