Frankfurt/Main. Die letzte Hoffnung auf ein Überleben der insolventen Essener Warenhauskette Hertie hat sich zerschlagen. Das Treffen zwischen dem Eigentümer der Hertie-Liegenschaften, der Deutschen Bank und den Bürgermeistern der betroffenen Kommunen in Frankfurt ist gescheitert.
Der Rettungsversuch zahlreicher Bürgermeister für die insolvente Kaufhauskette Hertie ist gescheitert. Bei einem Treffen in Frankfurt habe sich gezeigt, dass die Immobilien-Eigentümerin Mercatoria Acquisitions (MABV) keine Chance für eine Fortführung von Hertie sehe, berichtete der Gladbecker Bürgermeister Ulrich Roland am Freitag. «Es gab darüber leider keine Verhandlungsbereitschaft.» MABV erklärte, man arbeite mit Hochdruck mit den Bürgermeistern daran, für ihren jeweiligen Standort gute Lösungen zu finden.
Bürgermeister in Sorge
Roland und die Bürgermeister zahlreicher weiterer Hertie-Standorte waren bei dem von der Deutschen Bank moderierten Gespräch mit MABV zusammen getroffen, um über die Zukunft der Kette zu sprechen. Die Bürgermeister sind besorgt, dass ein längerer Leerstand der Gebäude negative Auswirkungen auf den Einzelhandel und die Attraktivität der Innenstädte haben werde.
MABV erklärte, während der Präsentation hätten die Bürgermeister erkennen müssen, «dass wohl für die Fortführung der insolventen Kaufhauskette keine Chancen gesehen werden». MABV-Property-Consultant Chris Hancock sagte, die Türen für weitere Gespräche seien nicht zu - allerdings sollten die vereinbarten Regularien eingehalten werden. «Dazu gehören die eingängige Prüfung von Konzepten durch den Insolvenzverwalter und eine Zustimmung der Gläubigerversammlung, dass diese die Vorstellung eines Investors tragen. Dies ist aber bisher nicht erfolgt.»
Betriebsrat erhebt schwere Vorwürfe
Eine an Hertie interessierte chinesische Investorengruppe hatte die MABV-Mutter Dawnay Day nach Angaben des Hertie-Gesamtbetriebsrates gar nicht erst zu dem Gespräch zugelassen. Die Investoren hätten aus Sicht der Arbeitnehmer «ein gutes Angebot im Gepäck» gehabt, erklärte der Gesamtbetriebsrats-Vorsitzende Bernd Horn. Seine Stellvertreterin Andrea Beyer sprach von einer absurden Situation. «Wir haben ein Konzept, wir brauchen kein Staatsgeld, wir haben absolut finanzstarke Investoren - und dennoch sträubt sich der Eigentümer Dawnay Day, zu verkaufen.»
Nach Angaben des Betriebsrats waren auch Arbeitnehmervertreter und Insolvenzverwalter zu dem Gespräch nicht geladen oder später wieder ausgeladen worden. Ein Hertie-Sprecher bestätigte auf AP-Anfrage, das Unternehmen sei zu dem Gespräch nicht eingeladen worden.
Inzwischen elf Hertie-Warenhäuser verkauft
Seit Mai 2008 sind nach Angaben der Maklerfirma Atisreal bereits elf Hertie-Häuser verkauft worden. Zuletzt sei der Verkauf des Warenhauses in Lemgo an einen regionalen Projektentwickler vereinbart worden. Für weitere 44 Häuser gibt es laut MABV «substanzielle Interessenten». Sämtliche Lösungen sollten dazu führen, dass die Attraktivität der Städte aufrechterhalten oder gesteigert werde.
Bürgermeister Roland erklärte, bei dem Treffen in Frankfurt seien Detailgespräche auf Ebene der einzelnen Städte vereinbart worden. «Uns wurde zugesagt, dass auch eine Unterstützung bei der Vermittlung der Hertie-Arbeitnehmer mit in die Verkaufsverhandlungen einbezogen wird.»
Dawnay Day hatte 2005 zunächst 74 von Arcandor (damals noch KarstadtQuelle) als unrentabel verkaufte kleinere Karstadt-Filialen übernommen und sie im März 2007 in Hertie umbenannt. Nach Schließung weiterer Geschäfte blieben zuletzt noch 54 Filialen, als das Unternehmen im Juli 2008 Insolvenz anmeldete. Versuche einer Rettung scheiterten. Am 20. Mai beschloss die Gläubigerversammlung, die Bemühungen einzustellen. Insolvenzverwalter Biner Bähr selbst hatte einen Schlussstrich empfohlen. Er sehe keine Chance mehr für die Rettung der Warenhäuser, da Dawnay Day sich weigere, möglichen Investoren marktübliche langfristige Mietverträge zu geben. (ap)