Stuttgart. .
Die Beschäftigten von Bosch sollen vom Aufschwung profitieren: Der Automobilzulieferer wird die geplante Tariferhöhung schon zwei Monate früher zahlen. Bosch ist das erste Großunternehmen, das diesen Schritt plant.
Als erstes deutsches Großunternehmen wird der Autozulieferer Bosch die für April nächsten Jahres geplante Tariferhöhung der Metallbranche vorziehen. Das Lohnplus von 2,7 Prozent werde wegen der guten konjunkturellen Lage bereits zwei Monate früher ab 1. Februar 2011 ausgezahlt, teilte das Unternehmen am Dienstag in Stuttgart mit. Bosch nutzt dabei eine Flexibilisierungsklausel aus dem im Februar vereinbarten Metall-Tarifvertrag, die je nach Situation der Firmen eine zweimonatige Verschiebung nach vorne oder hinten zulässt. Im vergangenen Jahr hatte Bosch wegen der Wirtschaftskrise eine ähnliche Klausel angewandt, um die damals fällige Lohnerhöhung zu verzögern.
„Nachdem sich die wirtschaftliche Erholung schneller als erwartet vollzogen hat, werden wir die flexiblen Komponenten des Tarifvertrags erneut nutzen - nun zu Gunsten unserer Mitarbeiter“, erklärte Wolfgang Malchow, Personalchef in der Geschäftsführung der Bosch-Gruppe. „Wir haben in dieser schwierigen Zeit eine große Loyalität unserer Mitarbeiter erfahren, die nicht selbstverständlich ist. Ihnen allen sind wir zu großem Dank verpflichtet“, betonte der Bosch-Manager.
Bosch nutzt Klausel im Tarifvertrag
Der international führende Zulieferer für die Automobilindustrie erwartet für das laufende Jahr ein Umsatzplus von 20 Prozent auf rund 46 Milliarden Euro und rechnet ferner mit einem „deutlich positiven Ergebnis“. Von der vorgezogenen Tariferhöhung profitieren rund 85.000 Beschäftigte an allen tarifgebundenen Bosch-Standorten. Das Unternehmen ist keine börsennotierten Aktiengesellschaft, sondern eine GmbH. 92 Prozent der Kapitalanteile hält die gemeinnützig Robert Bosch Stiftung. Den Rest teilen sich die Familie Bosch und die Bosch GmbH.
Auf dem Höhepunkt der weltweiten Wirtschaftskrise 2009 hatte Bosch die damalige Tariferhöhung in der Metall- und Elektroindustrie von 2,1 Prozent um fünf Monate nach hinten verschoben, wobei sie sich auf eine spezielle Klausel im Tarifvertrag berief. Das Unternehmen hatte damals nach eigenen Angaben für bis zu 65.000 Beschäftigte die Kurzarbeit eingeführt.
Auch der im Februar 2010 geschlossene Anschluss-Tarifvertrag der Branche sieht eine Flexibilisierung bei der Lohnerhöhung vor, von der die Mitarbeiter nun aber positiv betroffen sein werden. „Wir haben in der Krise die Tariferhöhung nach hinten verschoben. Wenn nun die Lage wieder gut ist, gilt selbstverständlich auch der umgekehrte Weg“, erklärte der Betriebsratsvorsorsitzende von Bosch, Alfred Löckle, am Dienstag. (afp)