Berlin. .
Die Wirtschaft geht auf Konfrontationskurs zur Regierung. Der Deutsche Industrie- und Handelskammertag lehnt kräftige Lohnerhöhungen für Arbeitnehmer ab. Wirtschaftsminister Brüderle hatte zuvor ein deutliches Lohnplus gefordert.
Die schwarz-gelbe Koalition und die Wirtschaft streiten um das richtige Maß bei den anstehenden Tarifrunden. Während sich nach Wirtschaftsminister Rainer Brüderle (FDP) auch Unions-Fraktionschef Volker Kauder für kräftige Lohnerhöhungen aussprach, warnte der Deutsche Industrie- und Handelskammertag (DIHK) davor.
„Die Arbeitnehmer in Deutschland sollten vom Aufschwung profitieren. Bei den Löhnen muss sich etwas tun“, sagte Kauder am Freitag zu „Spiegel Online“. „Viele Arbeitnehmer haben doch durch Lohnzurückhaltung ihren Beitrag geleistet, um ihre Unternehmen in der Krise zu stabilisieren. Das sollte nun mit einem ordentlichen Lohnplus honoriert werden.“ Ähnliches hatte zuvor auch Wirtschaftsminister Brüderle gefordert. „Den fleißigen Menschen in unserem Land gehört der Boom. Er sollte deshalb nicht an ihnen vorbeigehen“, sagte der FDP-Politiker.
Unternehmen wegen der Krise „finanziell noch ausgeblutet“
DIHK-Hauptgeschäftsführer Martin Wansleben lehnt großzügigere Tarifabschlüsse dagegen ab. „Jetzt müssen Investitionen nachgeholt werden, für die während der Wirtschaftskrise Spielräume und Liquidität gefehlt haben“, sagte er der „Passauer Neuen Presse“. „Das hat jetzt Priorität und nicht höhere Löhne.“ Die Unternehmen seien wegen der Krise „finanziell noch ausgeblutet“. „Wenn jetzt wieder investiert und neu eingestellt wird, sehe ich keine Möglichkeit für deutlich höhere Löhne“, sagte Wansleben.
Nach Prognose der Bundesregierung werden die realen Nettoverdienste in diesem Jahr um 2,7 Prozent pro Kopf zulegen. „Einen solchen Anstieg hatten wir das letzte Mal vor 18 Jahren“, sagte Brüderle. (rtr)