Berlin. .

Seit kurzem im Supermarktregal: Lebensmittel mit dem Aufdruck „Ohne Gentechnik“. Was es mit diesem Logo auf sich hat, erklärt der Sprecher der Verbraucherorganisation Foodwatch, Martin Rücker.

Verbraucher finden seit kurzem in Supermarktregalen Lebensmittel mit dem Aufdruck „Ohne Gentechnik“. Was es mit diesem Logo auf sich hat, erklärt der Sprecher der Verbraucherorganisation Foodwatch, Martin Rücker, im Gespräch mit der WAZ-Gruppe. Der gemeinnützige Verein Foodwatch kämpft nach eigenen Angaben für das Recht der Verbraucher auf qualitativ gute, gesundheitlich unbedenkliche Lebensmittel.

„Das Siegel ,Ohne Gentechnik’ wird staatlich kontrolliert“, sagt Rücker. „Verbraucher können sich darauf verlassen, dass in den so gekennzeichneten pflanzlichen Produkten tatsächlich keine gentechnisch veränderten Zu­taten enthalten sind.“ Tragen Tierprodukte wie Milch oder Fleisch das Siegel, bedeute das: „Die Tiere hatten Futter im Trog, das frei von gentechnischen Bestandteilen ist oder jedenfalls zu höchstens 0,9 Prozent verunreinigt ist.“

Trotzdem ist das Logo laut Foodwatch „nur begrenzt“ nützlich. „Das Logo ist freiwillig, und nur sehr wenige Hersteller nutzen es“, sagt Rücker. „Bei pflanzlichen Zutaten ist das kein Problem: Sind diese gentechnisch verändert, muss das angegeben werden.

Echte Wahlfreiheit

Bei Tierprodukten muss der Einsatz von gentechnisch veränderten Futtermitteln dagegen nicht gekennzeichnet werden.“ Alle Hersteller, die kein „Ohne Gentechnik“-Siegel verwendeten, ließen Kunden also im Unklaren darüber, ob zum Beispiel die Milch von Kühen stamme, an die gentechnisch modifiziertes Soja verfüttert worden sei.

Daher fände Foodwatch ei­nen verpflichtenden Aufdruck „Mit Gentechnik“ besser. „Auch die Hersteller von Tierprodukten sollten zu einer ,Mit Gentechnik’-Kennzeichnung verpflichtet werden. Nur dann gibt es echte Wahlfreiheit“, sagt der Sprecher.

Verbraucher im Ungewissen

„Bei pflanzlichen Lebensmitteln zeigt sich das: Hier werden die Verbraucher über den Gentechnik-Einsatz informiert. Folge: Es gibt praktisch keine gentechnisch veränderten Produkte im Handel, weil die Kunden das ablehnen.“ Bei Tierprodukten aber lasse man die Verbraucher im Ungewissen und mache sie damit zu „Zwangsunterstützern von Gentechnik auf dem Acker“.

Warum lediglich wenige Produkte den Aufdruck „Oh­ne Gentechnik“ tragen, erklärt der Foodwatch-Sprecher so: „Offenbar will die Lebensmittelindustrie das Thema aus der Öffentlichkeit heraushalten. Wenn ein großer Hersteller einige seiner Produkte als gentechnikfrei kennzeichnet, würden sich die Verbraucher schließlich fragen: Was ist mit den anderen Produkten?“