Kiel/Frankfurt. Die Konjunktur berappelt sich, aber nur langsam: Nach Vorhersagen der Europäischen Zentralbank und des Forschungsinstitutes IfW kann Deutschland Mitte nächsten Jahres wieder mit einem leichten Wachstum rechnen. Die Arbeitslosigkeit wird 2010 jedoch stark zunehmen.

Die Europäische Zentralbank (EZB) und das Institut für Weltwirtschaft (IfW) in Kiel haben ein Ende der Wirtschaftskrise für das nächste Jahr vorhergesagt. Die EZB rechnet damit, dass es ab Mitte 2010 wieder zu einem Wirtschaftswachstum kommen wird. Im am Donnerstag veröffentlichten Monatsbericht der Währungshüter heißt es, in den beiden letzten Quartalen des Jahres 2009 werde sich die Rezession abschwächen. Nach einer Stabilisierungsphase würden ab Mitte 2010 positive Wachstumsraten erwartet.

Das IfW erklärte für das laufende Jahr: «Zur Jahresmitte hat sich die Konjunktur in Deutschland annähernd stabilisiert. Einige Indikatoren deuten darauf hin, dass die gesamtwirtschaftliche Produktion nach dem Einbruch im Winterhalbjahr 2008/09 zuletzt nur noch wenig zurückgegangen ist.» Deshalb hat das Institut auch seinen Ausblick auf 2010 angehoben: Für das kommende Jahr erwartet das IfW «einen sehr moderaten Anstieg» um 0,4 Prozent. Bisher hatte das Institut für 2010 einen Rückgang von 0,1 Prozent erwartet.

Dieses Jahr Einbruch erwartet

Für das laufende Jahr erwarten die Kieler Forscher aber noch einen massiven Rückgang mit einem Minus von 6 Prozent. Bisher hatte das IfW einen Rückgang des Bruttoinlandsprodukts um 3,7 Prozent vorhergesagt. «Das Produktionsniveau ist im ersten Quartal spürbar niedriger als damals unterstellt», begründeten die Kieler Wirtschaftsforscher am Donnerstag die Korrektur ihrer Vorhersage.

Mit der gesenkten Prognose für 2009 ist das IfW auf einer Linie mit der Bundesbank und der Europäischen Zentralbank (EZB). Die Bundesbank erwartet ein Schrumpfen des Bruttoinlandsprodukts um 6,2 Prozent. Die EZB rechnet mit einem Rückgang des Bruttoinlandsproduktes im Euro-Raum um 5,1 bis 4,1 Prozent.

Die EZB schrieb, die Inflation in der EU werden unter dem Zielwert von 2 Prozent bleiben. In den nächsten Monaten könne es sogar zu einem Preisverfall kommen, ehe gegen Jahresende wieder Preissteigerungen registriert werden sollen.

2010 starker Anstieg der Arbeitslosigkeit

Trotz Wirtschaftskrise wird es in diesem Jahr nach Einschätzung des Nürnberger Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) einen eher moderaten Anstieg der Arbeitslosigkeit geben. Bei einem erwarteten Rückgang der Wirtschaftsleistung um 6 Prozent sagen die Experten weiterhin einen Anstieg um durchschnittlich 430.000 auf 3,7 Millionen Jobsuchende voraus, wie aus einem am Mittwoch veröffentlichten Bericht hervorgeht. Für 2010 sei jedoch ein kräftiger Anstieg der Arbeitslosigkeit zu befürchten. (ap)