Köln/Dortmund. Die Flughäfen in Nordrhein-Westfalen nehmen sich gegenseitig die Passagiere weg. Der Dortmunder Flughafen fährt jährlich Verluste im zweistelligen Millionenbereich ein. Bund und Luftfahrtexperten sehen die Subventionierung der Regional-Airports kritisch.
Die Airports Dortmund, Paderborn/Lippstadt und Münster/Osnabrück liegen wenige Flugminuten auseinander. Der Bundesregierung ist solch regionaler Wildwuchs suspekt. Sie würde sich lieber auf den Ausbau großer Flughäfen konzentrieren, darunter Düsseldorf. Dumm nur: Flughäfen sind Ländersache.
Flughafen Dortmund tief in den roten Zahlen
Luftfahrtexperten stützen die Kritik des Bundes. Sie äußern gegenüber der WAZ Zweifel, dass es zum Beispiel dem Flughafen Dortmund in den nächsten Jahren gelingen könnte, aus tiefroten Zahlen schwarze zu machen. Die jährlichen Verluste liegen im zweistelligen Millionenbereich. „Die Ausbaupläne der meisten Regionalflughäfen sind eine Verschwendung öffentlicher Mittel”, behauptet Eric Heymann, in der Forschungsabteilung der Deutschen Bank zuständig für Verkehrsfragen.
Seine Diagnose hatte Heymann schon vor vier Jahren gestellt, und sie sei „heute noch so aktuell wie damals”. Da werde in Dortmund oder Münster der Ausbau diskutiert, „obwohl diese Startplätze heute nicht ausgelastet sind. Alles in der Hoffnung, dass sich dann Airlines ansiedeln. Ganz schön gewagt.”
Für Robert Malina, Verkehrswissenschaftler an der Uni Münster, ist der Flughafen Dortmund das einzige echte „Sorgenkind” in NRW. „In Paderborn und Münster laufen die Geschäfte gar nicht so übel. Aber Dortmund hatte Pech. Die haben ihr neues Terminal speziell für Eurowings gebaut, und dann verabschiedet sich diese Airline plötzlich. Easyjet und Air Berlin können allenfalls die Verluste senken.”
Die Lufthansa stützt das „Flughafenkonzept 2020” der Bundesregierung: „Wichtig ist es, die großen Flughäfen bedarfsgerecht auszubauen, besonders Frankfurt und München. In Frankfurt drehen unsere Piloten täglich Warteschleifen, der Mehrverbrauch an Kerosin beträgt hier allein für Lufthansa über 150 000 Liter täglich”, sagt Lufthansa-Sprecher Peter Schneckenleitner. Eine Förderung kleiner Airports aus der Gießkanne bringe nichts; öffentliche Subventionen sollten überlegt sein. Schneckenleitner: „Dass das nicht immer geschieht, zeigen EU-Beihilfeverfahren, die aktuell gegen Dortmund und Frankfurt-Hahn laufen. Öffentliche Fördergelder und geringe Gebühren ziehen Billigflieger an wie Ryanair. So hat sich Weeze Ryanair ausgeliefert, genauso Hahn. Beide Airports sind auf die Iren angewiesen und erpressbar.” Düsseldorf sei für Lufthansa wichtig. Zusammen mit Köln/Bonn und den Flughäfen Münster und Paderborn würden hier 90 Prozent der Passagiere in NRW abgefertigt.
AG Deutscher Verkehrsflughäfen optimistisch
Nicht alle Fachleute teilen die schlechten Prognosen für die kleinen Startbahnen. Eine Steigerung von 180 Millionen Passagieren im Jahr 2008 auf über 300 Millionen im Jahr 2020 erwartet die Arbeitsgemeinschaft Deutscher Verkehrsflughäfen. Für Johannes Reichmuth vom Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt ist das realistisch: „In NRW wohnt die Bevölkerung, die am meisten fliegen möchte. Trotz Wirtschaftskrise sehe ich die Flughäfen auf Wachstumskurs. Wer aber Gewinn machen möchte, der muss jedem einen Maßanzug geben. Nachtflugbeschränkungen und kleine Startbahnen sind hinderlich.” Und Heinrich Mensen, Luftverkehrs-Experte an der FH Wiesbaden sagt: „Die großen Flughäfen sind heute schon völlig überlastet. Die Nachfrage wird extrem steigen, die kleinen Airports könnten das kompensieren.”
Luftbild Flughafen Dortmund: Hans Blossey