Gladbeck.

NRW-Integrationsminister Guntram Schneider will jungen Menschen mit Migrationshintergrund mit anonymen Bewerbungen mehr Chancen auf dem Arbeitsmarkt einräumen. Bei der Stadt und der Polizei hält man das für überflüssig.

Ihre Eltern sind in der Türkei geboren, oder im Libanon. Die Kinder aber sind in Gladbeck zur Welt gekommen. Hier ist ihr Lebensmittelpunkt. Um jungen Menschen mit Migrationshintergrund mehr Chancen auf dem Arbeitsmarkt einzuräumen, möchte der NRW Arbeits- und Integrationsminister Guntram Schneider anonyme Bewerbungsverfahren in der öffentlichen Verwaltung durchsetzen. Name und Herkunft sollen keine Hürde darstellen.

„Wir beurteilen unsere Bewerber prinzipiell nur nach der fachlichen Leistung“, sagt Karin Byrszel, seit wenigen Monaten Leiterin der Personalabteilung bei der Stadtverwaltung. Am 1. August beginnen elf junge Leute ihre Ausbildung bei der Stadtverwaltung. Im Verwaltungsbereich - das ist die klassische Beamtenlaufbahn - und im gewerblich-technischen Bereich. In beiden Ausbildungsgängen, so Byrszel, gibt es jeweils eine Auszubildende, bzw. einen Auszubildenden mit Migrationshintergrund. „Wobei wir ja auch nur durch die Namen darauf schließen können, viele haben ja die deutsche Staatsbürgerschaft“, sagt die Leiterin der Personalabteilung. Bei der Beamtenlaufbahn sei die deutsche Staatsbürgerschaft sowieso Voraussetzung.

Zweisprachigkeit von Vorteil

Zwei von elf Azubis im aktuellen Jahrgang. Insgesamt absolvieren mit den „Neuen“ zusammen dann 40 Berufsstarter ihre Ausbildung in der Stadtverwaltung. Darunter vier Menschen mit Migrationshintergrund. Da kann man noch nicht von einem ausgewogenen Verhältnis sprechen. Ein anonymes Bewerbungsverfahren hält Karin Byrszel dennoch für nicht erforderlich. „Die Herkunft spielt dabei wirklich keine Rolle.“ Eigentlich sogar im Gegenteil, meint die Fachfrau. Ihrer Meinung nach gibt es viele Arbeitsfelder in der Verwaltung, in denen eine Zweisprachigkeit und auch die Kenntnisse von anderen Kulturen sogar beste Voraussetzungen für die Arbeit darstellen. In der Bürgerinformation beispielsweise, oder auch in den Kindertagesstätten.

„Grundsätzlich laden wir alle Interessenten, die sich schriftlich bewerben, zur Teilnahme am Einstellungstest ein“, erklärt Byrszel. Und bei den Unterlagen seien auch Jahr für Jahr immer Schreiben von Bewerbern aus anderen Herkunftsländern dabei.

„Warum sollten wir Migranten diskriminieren, wo wir sie doch zur Bewerbung ermuntern?“

Bei der Polizei wirbt man sogar ganz gezielt um Nachwuchskräfte mit Migrationshintergrund. „Als Ansprechpartner und Vermittler zu vielen Gruppen in der Bevölkerung sind diese Kollegen ganz wichtig“, betont Pressesprecher Michael Franz von der Kreispolizeibehörde Recklinghausen.

In den ganzen Anforderungen, die die Polizei an ihre Nachwuchskräfte stellt, sieht er zudem aber auch gar keine Cahnce für ein anonymes Bewerbungsverfahren. „Das ist aber auch überhaupt nicht notwendig. Warum sollten wir Migranten diskriminieren, wo wir sie doch ausdrücklich ermuntern, sich bei uns zu bewerben?“